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Outsider Art aus Europa im Kunsthaus Kannen

Münster-Amelsbüren.  22 Ateliers aus Europa, von Pierrefeu du Var bis Budapest und Norwegen, stellen noch bis Sonntag Kunst im Kunsthaus Kannen aus – begleitet von Vorträgen und Gesprächen beim „2×2 Forum  for European Outsider Art“.

Kreativ-spritzige oder naiv-romantische Malerei, Zeichnungen, fantastische Figuren aus Wolle, ein Riesenherz aus Holz, Leber, Hirn, Herz und Niere aus Ton – das Spektrum der Exponate ist weit.

Outsider Art aus Europa im Kunsthaus Kannen

Dieses zweite Forum unterstützen nun auch das Land NRW und die Europäische Union; zur Eröffnung am Donnerstag sprachen neben dem Geschäftsführer der Alexianer in Münster, Stephan Dransfeld, Raija Kallioinen, Vizepräsidentin der „European Outsider Art Association“, Hans-Peter Boer als Kulturdezernent der Bezirksregierung Münster, Frauke Schnell als Leiterin des Kulturamts der Stadt Münster und Lisa Inckmann, Leiterin des Kunsthauses.

Stolze Künstler beim „2×2 Forum  for European Outsider Art“

Einige Künstler sind selbst vor Ort, sichtlich stolz und gut gelaunt, wie Stefanie Werner und Dieter Toepfer, die sich gern vor der „Nana“-Figur ihrer Kollegin Eilika Lanfermann zeigen. Hinter ihnen 150 Fotos von Arbeits-Momenten. Es gehe um den  Prozesse, erklärt der Bad Iburger Maler Peter Seidel, der das Projekt Kunstcontainer bei der Heilpädagogischen Hilfe Osnabrück seit Jahren betreut. “Niemand ist in der Gesellschaft so fremdbestimmt wie ein behinderter Mensch“, so Seidel. Im Projekt dürften sie selbst Thema und Technik wählen, müssten ihre  Arbeit aber auch selbst verantworten und präsentieren – und sich den Arbeiten anderer öffnen. Es gehe dabei nicht um Kunsttherapie, sondern um künstlerisches Schaffen. „Ihr könnt machen, was ihr wollt, aber ihr müsst daran arbeiten.“ Er hat diesen Umgang schätzen gelernt: Diese Menschen seien sehr direkt – da müsse man nicht lange nachdenken: „Er meint es genauso, wie er es sagt.“ Auch hier ist das Spektrum breit – es kommen Menschen aus Förderschulen, eine Frau bedarf der Handführung. Andere kommen aus der Psychiatrie, für sie stellt sich die Alternative von Werkstatt-Arbeit oder normaler Arbeitsmarkt.

Bereichert von der Begegnung

Bereichert von der Begegnung etwa mit Menschen mit Asperger-Autismus fühlt sich auch Elzemieke Tiege aus den Niederlanden, die in ihrem Aufbaustudium Bildnerische Gestaltung und Therapie an der Akademie der Bildenden Künstler in München ein Praktikum im „Theateratelier“ absolviert.
Die Ateliers sind ganz andere als beim ersten Forum, das 2009 im Kunsthaus Kannen stattfand. Darauf lege sie auch wert, betont Inckmann, es gebe so viel Neues zu entdecken. Und die Gelegenheit führe auch zu neuen Kooperationen. Das Kunsthaus sei in NRW und Deutschland etwas Besonderes: „Das eine Psychiatrie sich ein Kunsthaus leistet ist schon einzigartig.“

Label „Outsider Art“ wohl nicht von Dauer

„Outsider Art“ sei Kunst von Personen, die keine akademische Ausbildung haben und von psychisch Kranken und Behinderten –  „ein großes Sammelbecken“. Das Label „Outsider Art“ werde es wohl nicht auf Dauer geben; es sei Teil der zeitgenössischen Kunst. Die Grenze, so es sie geben sollte, sieht auch das „Theateratelier“ nicht so streng. Es geht ihm um „das vielgestaltige kreative Potential verrückt normaler und normal Verrückter“, heißt es im Faltblatt.

Nicht nur für Fachpublikum wie Ergo- oder Kunsttherapeuten

Nicht nur Fachpublikum wie Ergo- oder Kunsttherapeuten sind gern gesehen: „Es können alle gern kommen“, so Inkmann. Auch ein Besucher aus Philadelphia habe sich angemeldet.

Kunsthaus Kannen 2x2outsiderArt in Münster-Amelsbüren. Foto: A. Hasenkamp.

Von 9 bis 17 Uhr gibt es am Freitag englischsprachige Vorträge zu Themen wie „Vom Studio zur Galerie“, Präsentation sowie Management und eine Podiumsdiskussion um 14.30 Uhr.

Programm mit Theater und Gespräche nim Kunsthaus Kannen und im Pumpenhaus

Jeweils um 20 Uhr führt während des „2×2 Forum  for European Outsider Art“von Freitag bis Sonntag das Theater Sycorax im Pumpenhaus Robert Walsers Stück „Ich bin vergeßne Welten“ auf. Am Samstag und Sonntag laufen neben der Kunstmesse Gesprächskreise für Künstler, Assistenten und Therapeuten.
Weitere Informationen: http://www.kunsthaus-kannen.de/

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