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„Nirvana oder Die Eroberung der Tiefsee“

„Nirvana oder Die Eroberung der Tiefsee“ 28

Uraufführung gut aufgenommen im Kulturbahnhof Hiltrup

Münster-Wolbeck. Gut nahm das Publikum die Uraufführung von „Nirvana oder Die Eroberung der Tiefsee“ im Kulturbahnhof Hiltrup auf, und neben dem Applaus war auch die Zahl der Zuschauer zufriedenstellend. Die bekamen ein Feuerwerk von Emotionen zu sehen und zu hören, transportiert mit allen Mitteln.

Ebbi und Hall, die einzigen sichtbaren Darsteller, sind beflügelt wie Ikarus, nur das sie eher schon in den Niederungen ihres bescheidenen Heims an ihre Grenzen stoßen. Was sie zum für sie wie für die meisten Menschen Unerreichbaren treibt, scheinen Trugbilder zu sein, eingeprägt durch aggressive Werbung. Was die Farce zeigt, ist das Gegen- und Miteinander einer Zweierbeziehung der Unerfüllten, mit zarten wie brutalen Momenten.

Ein wenig Melancholie lässt sich entdecken, nie nimmt sie die Dynamik und Turbulenzen aus dem Stück – und auch nicht überraschende Volten, das Gegenteil des Erwarteten. Nicht zuletzt zum Schluss, wo dem innigen Zusammenraufen eine kühle Isolation hinter Zeitungsseiten folgt – und das tragische Ende einer doch gerade gefestigt erscheinenden Beziehung. Das bestürzt.

Theaterlabor im Kulturbahnhof nutzt Werkzeug-Kasten des Inszenierens

Den Werkzeugkasten des Inszenierens nutzt die Regie hier in nur einer Stunde umfangreich und geschickt. Besonders in der Szene, als die Mär von der Eroberung der Tiefsee entlarvt wird: als nächtlich-illegaler Besuch im Schwimmbad, bei dem die Protagonisten um ein Haar erwischt und entlarvt werden und sich herausreden. Die Regie zeigt das Paar dabei Rücken an Rücken, befragt von Stimmen aus dem Off, sparsam agierend mit Gestik, dezent von der Lichttechnik unterstrichen mit wasserblauem Kolorit. Das ist sparsam und bildmächtig, originell im Kontrast zu den sonstigen Darstellungsformen der Inszenierung und wichtig für das Verständnis nicht nur der Szene, sondern des Stückes.

Die Farce stammt aus der Feder von Dr. Enrico Otto, Leiter des Theaterlabors, und so war sie den beiden Schauspielern auf den Leib geschrieben – Stefan Goronci und Kathrin Marhoven. Die füllten ihre Rollen mit Einsatz und Können, auch fast immer sehr guter Textverständlichkeit.

Otto kündigte an, im Sinne des Experimentellen weiterarbeiten zu wollen – eine Boulevard-Bühne ist nicht die Absicht.

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