Neujahrs-Grußwort des Bezirksbürgermeisters Münster-Südost

Zuletzt aktualisiert 17. März 2018 (zuerst 31. Dezember 2015).

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

das Jahr 2015 geht zu Ende und ein neues Jahr beginnt. Wir schauen zurück auf z. T. dramatische Entwicklungen in der Welt, die dazu geführt haben, dass unzählige Flüchtlinge aus Not und im Kampf ums persönliche Überleben ihre Heimat verlassen. Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche suchen Zuflucht vor Terror, Krieg, Folter und Verfolgung, vor Vergewaltigung, Unterdrückung, und anderen entsetzlichen Zuständen.

„Unterbringung in Turnhallen oder gar Zelten zu vermeiden“

Wir stellen fest, dass die Konfliktherde und Katastrophen in einer globalisierten Welt nicht mehr nur weit entfernt und unberührt von uns stattfinden, sondern uns infolge einer rasant gestiegenen Flüchtlingszahl auch hier vor Ort vor neue Herausforderungen stellen. Insbesondere unser Stadtteil Münster-Südost gehört zu denjenigen Stadtbezirken, die im vergangenen Jahr eine hohe Zahl an Zuflucht suchenden Menschen bei sich aufgenommen haben. Dies hängt u. a. damit zusammen, dass hier zahlreiche, nach dem Abzug der britischen Streitkräfte leerstehende „Britenhäuser“ sowie ehemalige Mannschaftsquartiere auf dem York-Kasernenengelände als vorübergehende Unterkünfte genutzt werden können, um auf diese Weise eine Unterbringung in Turnhallen oder gar Zelten zu vermeiden.

Dem weltoffenen Verständnis des weitaus überwiegenden Teils unserer Mitbürgerrinnen und Mitbürger sowie der großen Unterstützung aus der Bevölkerung ist es zu verdanken, dass die Flüchtlinge ungeachtet der Fremdheit von Menschen und Kulturen positiv bei uns aufgenommen wurden. Es war und ist beeindruckend, wie viele freiwillige und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sich in vielfältiger Form engagieren, um denjenigen, die nach meist langer und verzweifelter Flucht hier erst einmal Ruhe und Sicherheit gefunden haben, ihre Unterstützung zu bieten.

Recht auf politisches Asyl als Grundrecht

Die genannten Kriegszustände und Krisenherde in der Welt sehen leider nicht so aus, als dass sie in den nächsten Monaten gelöst wären. Das Thema wird uns daher auch im kommenden Jahr weiter beschäftigen und unsere Arbeit bestimmen. Die schmerzlichen Erfahrungen aus der eigenen deutschen Vergangenheit waren prägend dafür, dass das Recht auf politisches Asyl als Grundrecht in unserer Verfassung verankert wurde und dass zudem die Beachtung der Würde eines jeden Menschen als oberstes Gebot unser Handeln bestimmen muss. Politik und Verwaltung haben daher die Aufgabe, die Voraussetzungen zu schaffen, um Asylsuchende angemessen zu betreuen und für die, die länger bei uns bleiben, eine nachhaltige Integration zu ermöglichen. Aber auch jeder Einzelne von uns ist aufgerufen, die Welt ein bisschen freundlicher werden zu lassen und zu einem von gegenseitiger Achtung und Toleranz geprägten Miteinander beizutragen!

Dank an Verwaltung und Ehrenamtliche

In Münster und speziell auch in unserem Stadtteil haben sich schon sehr frühzeitig Konzepte herausgebildet, die unter anderem die soziale Betreuung, Förderung von Kenntnissen in der deutschen Sprache und Stärkung des ehrenamtlichen Elements unter Mithilfe der Kirchen und unterschiedlicher sozialer Einrichtungen umfassen. Ein Dank gebührt dafür sowohl den Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern der Stadtverwaltung als auch ganz besonders allen Mitwirkenden, die sich in den Vereinen, Selbsthilfegruppen, Initiativen und Verbänden, in den Kirchen, in der Nachbarschaftshilfe oder auf sonstige Art und Weise für unsere Gemeinschaft eingesetzt haben! Ihr aller Wirken steht für das beispielhafte soziale Engagement und funktionierende Gemeinschaftsleben in unserem Stadtbezirk.

Blicken wir deshalb mit Mut und Zuversicht in die Zukunft und auf die weiteren Aufgaben, die uns erwarten:

Münster zählt zu denjenigen Städten, deren Bevölkerung entgegen dem allgemeinen Trend stark wächst. Dies spricht für die Beliebtheit unserer Stadt, bedeutet aber zugleich einen erheblichen Bedarf an neuen, möglichst erschwinglichen Wohnungen, Baulandentwicklung und notwendigen Investitionen in die Infrastruktur. In speziellem Maße gilt dies für den Stadtbezirk Münster Südost, dessen Einwohnerzahl nach den Prognosen der Stadtverwaltung bis 2020 um voraussichtlich 17 % zunehmen wird und der damit von allen Stadtbezirken den höchsten Bevölkerungszuwachs erfährt. Neue Baugebiete (etwa in Wolbeck-Nord oder die beabsichtigte Bebauung des früheren Lancier-Geländes Petersheide) sollen dazu beitragen, den knappen Wohnungsmarkt in Münster und die dadurch steigenden Immobilen- und Mietpreise in den Griff zu bekommen. Im Stadtgebiet Gremmendorf/Angelmodde sind außerdem die ehemals vom britischen Militär genutzten Liegenschaften und Häuser frei geworden, deren Vermarktung teilweise bereits erfolgt ist und weiter fortgeführt werden soll – so z. B. aktuell an der Ostpreußenstraße, am Wiegandweg oder an der Straße ‚Zum Erlenbusch’. Im Rahmen einer vor kurzem durchgeführten Infoveranstaltung wurden außerdem Möglichkeiten und Überlegungen für die Schaffung eines neuen Wohnquartiers am Lilienthalweg vorgestellt und unter reger Bürgerbeteiligung erörtert. Nicht zuletzt wird schließlich die beabsichtigte Neugestaltung des Areals der ehemaligen York-Kaserne neue Chancen zum Wohnen, Arbeiten und Leben eröffnen. Nachdem im Dialog zwischen Bürgerschaft und Fachleuten in der Vergangenheit bereits ein „Perspektivplan“ für die Nachnutzung der Kasernenanlage entstanden ist, laufen zurzeit die verwaltungsinternen Gespräche und Planungen im Hinblick auf den Erwerb, die Finanzierungsfragen und die bauliche Gestaltung des Geländes weiter. Die Stadt geht im Augenblick davon aus, dass mit den ersten Hochbaumaßnahmen im Laufe des Jahres 2018 begonnen werden kann.

Der gestiegene und noch zu erwartende Bevölkerungszuwachs macht es erforderlich, rechtzeitig die Weichen zu stellen, damit im Stadtbezirk Südost auch in den kommenden Jahren die notwendigen Einrichtungen der Daseinsvorsorge zur Verfügung stehen. Dazu gehört insbesondere eine ausreichende Versorgung mit Schulen, Kindertagesstätten, Sport- und Freizeitanlagen sowie kulturellen Einrichtungen. Einiges wurde dafür auf den Weg gebracht: Neben dem Ausbau und der Sanierung von Spielplätzen, die auch im nächsten Jahr fortgeführt werden, wurde seit dem Sommer 2015 beispielsweise die Kita „Schatzkiste“ in Gremmendorf von 3 auf 7 Gruppen erweitert und die neue Kita St. Nikolaus in Wolbeck eröffnet. Dennoch besteht in Münster-Südost weiterer Bedarf vor allem an U-3 Kitaplätzen. Auch in anderen Bereichen sind schon jetzt Engpässe zu beobachten: So geraten etwa die Schulen in unserem Bezirk zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen und der Bedarf an weiteren Vereinssportflächen in unserem Stadtteil ist ungedeckt, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Aufgabe der Politik und Verwaltung wird sein, die Entwicklung der Infrastruktur in den nächsten Jahren frühzeitig so zu steuern, dass sie mit den gestiegenen Einwohnerzahlen Schritt hält.

Dasselbe gilt für die Verkehrsplanung und den Ausbau des Personennahverkehrs. Mit der Ortsumgehung Wolbeck wurde hier ein wichtiger Schritt zur Entlastung des Ortskerns getan. Zugleich wurde damit die Voraussetzung für die Realisierung des vorliegenden Entwicklungskonzepts zur Verkehrsberuhigung und Neugestaltung des Ortsteilzentrums Wolbeck geschaffen. Als erste Maßnahme soll dazu eine bauliche Verschönerung des Marktplatzes und der zeitgleiche Ausbau des Kreisverkehrs an der dort gelegenen Kreuzung ‚Am Berler Kamp’ erfolgen.

Weiterhin im Blickfeld stehen die Pflege des Ortsbildes, der Schutz der Natur und Umwelt, die Kultur- und Brauchtumsförderung sowie andere wichtige Themen. Sie alle an dieser Stelle erörtern zu wollen, würde den Rahmen sprengen.

Bürgersprechstunden und weitere Gesprächsangebote

Als Bezirksbürgermeister werde ich aber auch im kommenden Jahr wieder regelmäßig Bürgersprechstunden, Informationsveranstaltungen und Ortstermine anbieten, um einen offenen und vertrauensvollen Dialog zu ermöglichen, zu erfahren, wo „der Schuh drückt“ und Ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihre Sorgen, Anliegen und Wünsche an die Politik zu artikulieren.

„ Es gibt nichts Gutes, außer …“

Ein Zitat von Erich Kästner lautet: „ Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Lassen Sie uns daher auch im neuen Jahr gemeinsam daran arbeiten, Bewährtes zu pflegen, die Zukunft zu gestalten und Flagge zeigen für eine aufgeschlossene und solidarische Ortsgemeinschaft. Ich freue mich auf die vor uns liegenden Aufgaben und die Zusammenarbeit mit allen, die sich engagieren und dafür einsetzen, dass wir in Münster-Südost einen liebens- und lebenswerten Stadtbezirk vorfinden.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Mitbürgerinnen, Mitbürger ein gutes, erfolgreiches und gesundes neues Jahr 2016.

Ihr Bürgermeister
für den Bezirk Münster-Südost

Rolf Schönlau