Nachwuchs des Theaterlabors gibt im Kulturbahnhof überzeugend „Frühlings Erwachen“

Nachwuchs des Theaterlabors gibt im Kulturbahnhof überzeugend „Frühlings Erwachen“
Erste Romanzen mit ernstem Ausgang: Melchior (David Hamacher), Wendla (Teresa Zierer), Moritz (Jaşar Michael Hoffmann) und Ilse (Kelly Cairns) in einer Szenen-Collage nach der Premiere von "Frühlings Erwachen" im Kulturbahnhof Hiltrup. Foto: anh.

Zuletzt aktualisiert 4. Dezember 2015 (zuerst 17. Juni 2015).

Münster-Hiltrup. Extrem fordernd und sehr streng ist die Schul-Disziplin für die Vierzehnjährigen, zuhause herrscht die Knute und auch mal das Kohlenkeller-Verlies, Fragen nach Liebe beantwortet der Klapperstorch: In diesen Umständen reifen Verzweiflung, Todessehnsüchte und sexuelle Übergriffe.

Drama mit Vierzehnjährigen

Das Drama „Frühlings Erwachen“ des Schriftstellers Frank Wedekinds aus dem Jahre 1891 fand am Montag im Hiltruper Kulturbahnhof vor 26 meist jungen Zuschauern eine würdige Aufführung. Es seien alles Laien, sagt die Regisseurin Petra Grycová, und schließt sich selbst ein. Es sei ihre erste Regie.

Doch was sich da im kargen, aber deutlichen Bühnenbild entspinnt, ist stimmig, spannend. Allen voran die Figur der Wendla, verkörpert von Teresa Zierer: Sie ist in Stimme, Mimik und Gestik noch überzeugender als die überzeugenden anderen Darsteller die 14-Jährige: Etwas verspielt, schon neugierig und insistierend auf Aufklärung, doch wehrlos. Den vergeistigt todessüchtigen Moritz gibt hervorragend Jaşar Michael Kontny, den Melchior von neugierig bis zerknirscht David Hamacher, die in Konventionen gefangene Mutter Darja Schürmann, Jörn Knost und Rea Huhndorf markieren als streitendes Ehepaar Pole in Ansichten über Erziehung, Strafe und das letztlich Richtige. Hinzu kommen Lausbuben und kesse Mädchen, namentlich Kelly Cairns als Ilse, der gestrenge Direktor, nicht Pädagoge, um so mehr Leiter einer „Erziehungsanstalt“ (überzeugend gnadenlos: Matthias Liebl) an der Seite des Schuldieners (Jörn Knost). „Wir hätten ihn ja sowieso nicht promovieren können“, sagt er über seinen Schüler, der Selbstmord beging. Ganz kurzfristig sprang Johannes Walther als „vermummter Mann“ ein – und füllte seine Wedekind so wichtige Rolle in Wedekinds „Kindertragödie“ überzeugend. Letzte Aufführung: Donnerstag, 19.30 Uhr.

Aufbauarbeit mit Nachwuchs-Schauspielern

Für viele der Darsteller von Frühlings Erwachen im Kulturbahnhof Hiltrup war es die erste Aufführung. Die Studierenden der WWU kommen aus Fächern wie Politikwissenschaft, Erziehungswissenschaft, Philosophie und Musik. In sie steckt das Theaterlabor, wie dessen Leiter Dr. Enrico Otto sagte, „Aufbauarbeit“.

Im September kehren frühere Studierende heim in ihr Theaterlabor: am 22. geben sie ein Revival von „Blick zurück im Zorn“, einst ein Dauerbrenner.

Bilder zum Kaufen, als Download oder Abzug: Frühlings Erwachen, Premiere im Kulturbahnhof Hiltrup: Fotos

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