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Muss Münster dichter werden? Bedarf und Potential

Münster. Bis zum Jahr 2030 brauchen 30.000 Menschen zusätzlich einen Wohnraum in der Stadt Münster – wo und wie bringt man sie unter? So skizzierte Moderator Joachim Schultz-Granberg bei der Diskussion über Stadtentwicklung „Muss Münster dichter werden?“ die Frage.

Die Veranstalter der Münster School of Architecture an der Fachhochschule hatten hatten am Mittwoch lokale und ausländische Expertise zum Leonardo-Campus eingeladen, auch einen Bürger aufs Podium geholt und den Raum mit 120 Gästen gefüllt – längst nicht nur Studierende.

Die Schweiz, besonders dicht besiedelt, hat in einer Volksabstimmung das Ruder Richtung Verdichtung umgelegt. Beat Suter vom Planungsbüro Metron berichtete, wie der Werkzeugkasten aussehen kann. Man müsse konzeptionell immer mehr als eine Parzelle im Blick haben, nämlich das Quartier, zu deutsch: ein Viertel. Dafür sprachen sich alle aus.

Menschen ziehe es verstärkt in die Stadt, so Suter, aber häufig ende die Suche im Umland – weil Wohnraum fehle. Verdichtung und Qualität seien das Ziel. Integrative „Quartiere für alle“ solle man anstreben“, nicht für Marketing-Zielgruppen.

Bedarf sei da, aber Münster habe erhebliche Reserven für Wohnraum, betonten Klemens Nottenkemper, Geschäftsführer der Wohn- und Stadtbau Münster und Christian Schowe, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung. Hier sei die Nachfrage nach Eigenheimen hoch, widersprach er Suter – Stichwort: Briten-Wohnungen. Münster habe „sehr, sehr gute Beispiele“ für Nachverdichtung, „weil sie geplant waren“. Hier seien die Stadtteile einbezogen. Etwa plane die Stadt 1500 Wohnungen jährlich bis 2030, davon die Hälfte im Wege der Innenentwicklung, so Schowe. Probleme gebe es bei der Akzeptanz.

Für die Kommunikation über Verdichtung muss die Sprache eine andere werden, forderte Tim Rieniets, Leiter der Landesstiftung StadtBauKultur NRW. Die Sprache der Raumordnungsplaner stammt aus den 60ern und 70er Jahren – für die Herausforderung der Verdichtung und Beteiligung muss sie sich wandeln, darin schienen die Diskutanten sich einig zu sein. Vielleicht wird man bei Metron fündig: Reiter heißt ein Verdichtungs-Typ, andere Übersteiger, Uomarmer, Eckhardt, Platzraum oder Steilkuppler.

Winfried Schmidt, Bürger Münsters mit Ruhrpott-Erfahrung, sorgte sich um chaotische, dem Zufall überlassene Änderungen. Mal gut, mal schlecht sei das Resultat – ein Viertel könne so seinen Charakter verlieren. Ob es in Münster niemanden gebe, der über den Bebauungsplan hinaus steuere? Früh müsse die Beteiligung einsetzen. Das sei der Fall, erwiderte Schowe. Nottenkemper führte die Lincoln-Kaserne als Fall positiv verlaufener Beteiligung an. Angesprochen wurden auch Roxel, das Kreuzviertel und die Schulstraße.

Qualitätskriterien wurden gewünscht – Kennziffern wie zur Dichte reichten nicht aus.

Um niederländische Erfahrungen mit Verdichtung dreht sich die letzte Veranstaltung der „Stadtansichten“ am 18.6. um 19 Uhr im Leo 1.

Fotostrecke: Muss Münster dichter werden? Diskussion an der msa, Juni 2013

„Man muss den Horizont auch in der Bürgerschaft erweitern.“

Christian Schowe, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung
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