Münstersche Wissenschaftler laden zur ersten „Nebelkonferenz“ in Europa ein

Nebel ist nichts Besonderes – auf den ersten Blick. Bei genauer Betrachtung ist der weißgraue Dunst hochinteressant, sowohl wissenschaftlich betrachtet als auch im Hinblick auf eine mögliche Nutzung des im Nebel enthaltenen Wassers.

Münstersche Wissenschaftler laden zur ersten "Nebelkonferenz" in Europa ein

Mit Fragen rund um dieses Thema beschäftigen sich vom 25. bis zum 30. Juli in Münster rund 140 Wissenschaftler aus Europa, Amerika, Afrika, Asien und Australien – bei der fünften internationalen Konferenz über Nebel, Nebelsammlung und Tau an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Die Tagung, die erstmals in Europa abgehalten wird, wird von der Arbeitsgruppe Klimatologie der WWU ausgerichtet.

"Weltweit gibt es nur wenige Hundert Anwender und Wissenschaftler, die sich mit Nebel und Tau befassen. Die Motivation und die fachlichen Hintergründe sind sehr unterschiedlich. Deshalb bietet diese Konferenz eine einzigartige Möglichkeit, die neuesten Ergebnisse und Ideen auszutauschen", betont Prof. Dr. Otto Klemm, Leiter der Arbeitsgruppe Klimatologie am Institut für Landschaftsökologie der WWU. Die Konferenz fand bisher zweimal in Kanada statt, einmal in Südafrika und zuletzt 2007 in Chile.

Anwendungsbezogene Aspekte sind das Sammeln von Nebel und Tauwasser zur Trinkwassergewinnung in Gebieten, in denen es zwar sehr wenig regnet, aber durchziehende Wolken eine brauchbare Wasserressource darstellen. "Das 'Melken' solcher Wolken mit großen Netzen ist sehr erfolgreich und wird in semiariden subtropischen Gebieten Südamerikas, Afrikas und Asiens zunehmend eingesetzt", erklärt Otto Klemm. In der Regel kommen einfache Netze, sogenannte Schattiernetze, zum Einsatz. Unter günstigen Bedingungen können im Jahresdurchschnitt pro Quadratmeter Netzfläche mehr als fünf Liter Wasser pro Tag gesammelt werden. Durch den Einsatz von mehreren, jeweils 40 Quadratmeter großen Netzen kann ausreichend Wasser gewonnen werden, um Menschen und kleine landwirtschaftliche Einheiten mit Wasser zu versorgen.

Die wissenschaftliche Betrachtung von Nebel und Tau beinhaltet mikrophysikalische und chemische Aspekte. "Nebel ist gemäß Definition eine Wolke mit Bodenkontakt. Wir können also hier Wolken mit bodengebundenen Instrumenten genau studieren", so Otto Klemm. Die Forscher untersuchen unter anderem das Wachstum der Wassertropfen oder die Wechselwirkung zwischen Gasen und Tropfen. Auch die Wechselwirkung von Nebel und Tauwasser mit der Vegetation ist von großem Interesse. Dabei werden – neben Wasser – viele Nährstoffe im Ökosystem umgesetzt. "Auch die Erkennung von Nebellagen mit Hilfe von Satelliten-Fernerkundung sowie die Vorhersage von Nebel, zum Beispiel für die Anwendung in der Verkehrsleitung, sind wichtige und aktuelle Themen", unterstreicht Otto Klemm.
Links:

    * Internationale Konferenz über Nebel, Nebelsammlung und Tau
      http://www.fogconference.org/