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Münsters Stadttheater wird 50

Münster.- Vor genau 50 Jahren, am 4. Februar 1956, fand in Münster die feierliche Eröffnung des neuen Stadttheaters statt. Es war der erste Theaterneubau in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Vier junge Architekten hatten das außergewöhnliche Gebäude geplant und ernteten mit ihrem Entwurf weltweites Interesse. Das Stadtmuseum Münster verfolgt in der Ausstellung "Donnerschlag 1956. Das neue Theater in Münster" die Entwicklung des Neubaus von den ersten Planungen bis zur Eröffnung.

Ausstellung im Stadtmuseum erinnert an ersten Theaterneubau in Deutschland nach dem Krieg 

Im Urteil der Fachwelt war das neue Theater ein eigenständiger Bau der Moderne ohne zwanghafte Anpassung an regionale und historische Traditionen. Der 1895 errichtete Vorgängerbau in direkter Nachbarschaft zum Adelspalais Romberger Hof war 1941 von einer Bombe getroffen worden und brannte vollständig aus.

Im März 1950 fasste der Rat der Stadt einstimmig den Beschluss zum Bau eines Theaters nach Entwürfen des städtischen Baurates Edmund Scharf. Jedoch fehlten die Mittel, die umfassenden Pläne zu realisieren. Das Gebäude sollte auch als Konzert-, Kongress- und Festhalle dienen.

Im Zuge einer öffentlichen Debatte um den Theaterneubau forderten Münsters Architekten eine Ausschreibung. Die Ausstellung der Entwürfe weckte Kritik an deren traditionalistischer Formensprache besonders bei jungen Planern, die nun eigene Entwürfe einreichten; darunter auch die Pläne des Teams Harald Deilmann, Max Clemens von Hausen, Ortwin Rave und Werner Ruhnau.

Junge Architekten machen das Rennen

Das Urteil der vom Rat bestellten Gutachter war ebenso einhellig wie für viele überraschend: Der Entwurf des jungen Architektenteams Deilmann, von Hausen, Rave, Ruhnau wurde mit Abstand als bester angesehen und hoch gelobt. Nach der langen Ausschreibungsphase und nach Überwindung von Finanzierungsschwierigkeiten wurde am 16. Mai 1954 der Grundstein für den Neubau gelegt, am 4. Februar 1956 fand die Eröffnung des heutigen Großen Hauses statt.

Wegen des engen Grundstücks richteten die Architekten das Gebäude diagonal aus, so dass der Eingang zur Kreuzung von Voßgasse und Neubrückenstraße weist. Die Ruine des Romberger Hofes wurde mit den Platanen im Innenhof zu einer "natürlichen Theaterkulisse".

"Demokratische" Architektur

Das Treppenhaus führt zu allen Plätzen wie zum Foyer, in dem alle Besucher ohne Rangunterschied zusammen kommen. Die schlichte Ausstattung bietet eine ungewohnte Farbpalette: Im Zuschauerraum setzt sich die fliederfarbene Bestuhlung mit weißer Stahlrohrkonstruktion von schwarzen Wänden ab. Treppen und Fußböden trugen einen ockerfarbenen Teppich. Im Restaurant standen auf braunem Teppich schwarz-weiße Möbel. Gelbe Vorhänge und Korblampen vervollständigten das Interieur. In seiner klassenlosen Anlage von Treppenhaus und Foyer ist das münstersche Theater ein anschauliches Beispiel "demokratischer" Architektur in der jungen Bundesrepublik.

Die Ausstellung "Donnerschlag 1956. Das neue Theater in Münster" im Stadtmuseum zeigt Fotos des "alten" Theaters und die Entwürfe zum Neubau. Die einzigen erhaltenen Sitzmöbel aus dem Foyer und dem Restaurant geben einen Eindruck von der ursprünglichen Einrichtung. Ausgewählte Entwürfe des langjährigen Bühnenbildners Carl Wilhelm Vogel führen von der Architektur zur inhaltlichen Aufgabe des neuen Stadttheaters.

Das Stadtmuseum Münster zeigt die Ausstellung vom 5. Februar bis zum 14. Mai.

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