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Modern-Jazz auf Haus Harkotten mit „FYRM“

Sassenberg-Füchtorf. Moderner Jazz mit Eigenkompositionen verband sich am Freitag mit einem anregenden Ambiente auf Haus Harkotten. Die Musiker, das war das Quartett FYRM mit Richard Brenner (Piano), Michael Bohn (Bass), Stefan Schneider (Schlagzeug) und dazu Martin Ohrwalder (Trompete).

Wer vor dem Jazz-Konzert früh auf Haus Harkotten erschien, erlebte wolkenlosen blauen Himmel bei Sonnenschein und bald die blaue Stunde, gewärmt durch das warme Licht der Lüster im Herrenhaus, gespiegelt im Teich vor der sanften Anhöhe, konnte im Herrenhaus florale Muster auf hohen, oben schattenbemusterten Wänden bewundern, all das renovierend herausgearbeitet in viel Kleinarbeit, unten gespiegelt in einem echten Blumenstrauß auf historischem Mobiliar.

Stoff für Allegorien von Historie und Musik

Das bot im Konzert dem im Jazz von FYRM frei gleitenden Geist Stoff für Allegorien zu Schönem, wieder Entdecktem, neu Entdecktem. Aber auch Anderem. Überraschungen haben die von Korffs mit dem Herrenhaus dank der Arbeit der Bauforscher manche erlebt, wie Miriam von Korff den Besuchern schilderte. In der Musik war es besonders Ohrwalder, der Ungewohntes blies, und Schlagzeuger Schneider, der Rock’n Roll-Rhythmen einbaute und mal einen militärisch-zackig anmutenden Wirbel, auch ein Quietschen von Holz auf Metall, in einem langen Solo rührt und schlägt Schneider. Dazu Saitenklänge vom Piano, für die Richard Brenner die eine oder andere Hand tief in den Flügel steckte. Die Optik steuerte ihr Scherflein bei: historische Gemälde und Wappen waren mal in rotes, mal in blaues von unten kommendes Licht gehüllt, ein gänzlich fremder Anblick.

Österreichisch-skandinavische Klangwelten mit FYRM

Die Konzerte des Münsterland-Festivals haben je ein Gastland oder mehrere – diesmal Österreich, für das in diesem Ensemble Ohrwalder stand. Dass die meisten Stücke und ihre Titel skandinavische Einflüsse von Island bis Finnland verrieten, Eindrücke der Musiker aus Aufenthalten dort, schien ihn nicht zu stören. Gern bot er sein Werk „Unschuldsvermutung“, 2013 aus politischem Anlass geschaffen, „immer einem Politiker, der es gerade braucht, gewidmet“ – das schrill daherkommt, teils kakophonisch, vor erröteter Wand.

Viel gemeinsam proben hatten die vier nicht gekonnt; Brenner sprang für das Konzert auf Haus Harkotten kurzfristig ein für die verhinderte Pianistin. So kann, ganz en passant, die große Harmonie ihres Zusammenspiels beeindrucken, denn da sind so manche bezaubernd fließende Weitergaben von einem tonangebenden Instrument zum anderen. Das lobte auch ein deutsch-griechisches Ehepaar, bereits vertraut mit Jazz und dem Wappensaal. Sie hörten „Transfiguration“ von Michael Bohn, „Paris Unchained” von Martin Ohrwalder, „Sovlåt“ von Stefan Schneider, „Bleeker Street Waltz“ von Richard Brenner, „Nakts un dienen“, also „Nacht und Tag“ aus Lettland, Løkken von Brenner, „Hämära“, das wahlweise in die Dämmerung eines Morgens oder eines Abends versetzt, „Unschuldsvermutung“ und „Gliding“ von Martin Ohrwalder.

Viel Ungewohntes haben die Musiker im Wappensaal schon aus ihren Instrumenten gezaubert, als sie Brenners „Brujeria“ aufführen, die „Zauberei“. Die ist als Kunstgattung, wie auch Tanz, bei diesem „Münsterland Festival“, das noch bis zum 6. November läuft, zum ersten Mal mit im Programm an 30 Stellen im Münsterland. Auch Haus Harkotten war zum ersten Male dabei.

Dank an FYRM & Ohrwalder – auch fürs „Durchhalten“

Es ist später als üblich, es hat „Balladen“ von Schneider gegeben als Zugabe, vielfach Zwischenapplaus, mehrfach haben die Musiker sich bedankt für des Publikums „Durchhalten“ – das Lob für die nicht so anstrengende Mühe kontert Myriam von Korff mit Lob und Dank für das Durchhalten der Musiker in der Pandemie.

Bilderstrecke zum Konzert von FYRM und Ohrwalder auf Haus Harkotten 2021

Führung durch das renovierte Herrenhaus Harkotten

Reichlich von Entdeckungen hören konnten auch die Teilnehmer der Führungen durch das renovierte Herrenhaus, die das Ehepaar von Korff vor dem Konzert angeboten hatte – ein zahlreich angenommenes Angebot. Da hatten die Bauforscher Malereien entdeckt, einen Erkervorbau – vieles war in frischen Farben zu genießen. Dazu berichtete Freiherr von Korff noch vom Unsichtbaren – dem Unterbau aus 400 Baumstämmen, den Pfählen, die das ganze Gebäude stützen. Und von Veränderungen im Grundwasser-Pegel, der jährlich kontrolliert wird – er trägt zu Veränderungen in der Bodenhöhe bei. Ungleichmäßiges Heben oder Senken kann das Gebäude schädigen.

Bericht zu einem Konzert mit Piano und Gesang auf Haus Harkotten

Bericht zum FYRM auf Haus Kotten in den WN hier.

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