Lyrik aus dem Leben: Rolfrafael Schröer erspart Gästen im AWO-Treff nichts

Münster-Wolbeck. Freiheit im Knast? Ein Lyriker kann den Gedanken ausspinnen, auf links drehen, das Reale im scheinbar Absurden herausmeißeln: Das tat Rolfrafael Schröer am Donnerstag im AWO-Treff.Schröer verband damit Intellekt und Lebenserfahrung: Mit 15 wollte der 1928 Geborene noch „den Krieg gewinnen“, saß mit 17 unter den Sowjets in Bautzen, kam auch dank des Rates eines Älteren nach einem Jahr frei.

In den 60ern hatte er Lyriker schon Erfolge und arbeitete zugleich als Graveurmeister in leitender Funktion an Schaltbildern für Krupp, kannte Arbeiter und ihr Lebensgefühl in den 60ern, wusste, warum die 68 als Revolution ohne Basis keinen Erfolgen würden haben können. Das hat er in „Schaufelschnulzen für Reibeisenstimme“ verarbeitet. Das Reibeisen stand für seine Stimme, auch für das Sich-Reiben an der Gesellschaft.
Der muntere 82-Jährige brachte das gute Dutzend Gäste im AWO-Treff zuallererst zum Lachen, auch seinen Wolbecker Kollegen Norbert Johannimloh. Das erste Gedicht ließ allerdings gleich die Folterung eines Malers durch die SA 1935 aufleben.
„Knapp zwanzig“ Bücher hat Schröer veröffentlicht, schrieb Prosa, Dramen und Hörspiele, ist Mitglied des PEN-Zentrums und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Und war Schauspieler – sein lebendiger Vortrag zeigte es. Ein „Gründungssyndrom“ habe er wohl, schmunzelt Schröer, er hat das Künstlerdorf Schöppingen gegründet und die „Literaturbüros“: In der AWO hatte er zuletzt mit Sigrun Rost aus dem Werk von Paul Celan und Rose Ausländer gelesen.
Der AWO-Treff zeigt noch bis August Werke des Angelmodder Malers Friedrich Ehring mit Ansichten aus Wolbeck und im Schaufenster Schmuck von Dorothee Kruse