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Kunst als Frauen-Geschichtsschreibung von Sibyllen und Heiligen Frauen

Rosemarie Sprutes Werke laden ein zum Dechiffrieren mit scharfem Auge / Ausstellung im Gallitzin-Haus

Münster-Angelmodde. Was genau hinter dem Vornamen „Sibylle“ stecke, dass wüssten die meisten so genau nicht, sagte am Samstag bei der Vernissage zu „„Sie sind im Bilde. Sibyllen und heilige Frauen“ Engelbert Honkomp, Vorsitzender der Heimatfreunde Angelmodde. In die Antike reiche ihre Geschichte und über Christi Zeit, eine findet sich im mittelalterlichen Hymnus über das Jüngste Gericht – im „Dies Irae“ steht sie Seit an Seit mit David, Schlechtes zu verkünden: „Wird das Weltall sich entzünden, wie Sibyll und David künden“. „Finster, finster“, sagt auch die ausstellende Künstlerin, Rosemarie Sprute, sei, was man an Weissagungen der Sibyllen zu lesen bekomme. Der Rolle der Frau verbunden ist auch der zweite Part der Ausstellung, die „Heiligen Frauen“, über die Grenze von Heidentum und Christentum hinweg. „Heutzutage wissen wir, dass Frauengeschichte eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste Sparte der Geschichtsschreibung ist“, betonte der Gastredner, Dr. Hans Peters, ein Historiker und Kunstvermittler.

Gäste studieren „sibyllinische Notizen“

Gern vertieften sich viele Gäste, unter ihnen Dr. Ute Ewering, ehemals für den Verein tätig, Ada und Ludwig Mädel, Schriftführer Dr. Wolfgang und Christine Echelmeyer sowie der Organisator in Sachen Kunst, Hans-Georg Dornhege, in die kleinen, postkartengroßen „Sibyllinischen Notizen“ – materiell vielschichtige Gebilde, der vielen Schichten aus Büttenpapier aus Nepal und der Tusche wegen plastisch, gebogen und gewellt, häufig versehen mit Worten, die sich, nach einiger Hingabe, meist dem Lesenden erschließen.

Sibyllen in Öl, und Ölkreide

Hinsehen fordern auch die großen Sibyllen-Darstellungen, etwa die Sibylle Phrygia, nach Ludger tom Ring, von Sprute gearbeitet mit Öl, Ölkreide, Beize, Tusche auf Bütten. Mitunter tritt das konturenhaft erkennbare Portrait ganz hinter ein darübergelegtes klares Symbol zurück, mal sind auch die Symbole erst zu finden. Wie auch das Werk über die Heilige Agatha von Catania, das schemenhaft daherkommt.

Der Werdegang der Künstlerin liest sich im Nachhinein schlüssig, war jedoch nicht immer freiwillig und geplant. Die Dortmunderin studiert u.a. Philosophie, wo sie sich als Frau erst einmal behaupten muss, der Lehrer-Beruf in den 80er Jahren ist verschlossen, so studiert sie Kunstgeschichte, promoviert, studiert Kunst und Kunstpädagogik, dann nimmt sie dieses intellektuelle Erbe und gelangt in eine weitere, jetzt synthetisierende Phase – das praktische Umsetzen in die malende Kunst. Das ergab sich aus der Einführung des Historikers Dr. Hans Peterse, der Sprute schon lange kennt. An Schulen unterrichtet hat sie schließlich auch noch.

Es „leuchteten die Bilder aus dem Gebäude hervor“, „man guckte durch die Fenster, und die Bilder strahlten“.

Dr. Hans Peterse

Im Gallitzin-Haus kann man nun erleben, was Peters zuerst in Metelen erlebte, es „leuchteten die Bilder aus dem Gebäude hervor“, „man guckte durch die Fenster, und die Bilder strahlten“.

Das Gallitzin-Haus bietet zum Thema noch mehr: Zu einer bemerkenswert starken, intellektuellen Frau, der Fürstin Amalia von Gallitzin, Zeitgenossin und Bekannte Goethes, und neben die Kirche St. Agatha.

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