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Kreativzentrum „_punkt_.“: eine Institution schließt

Kintsugi, Pagode, ein gemalter Traum – Angela Hoebinks Kunstschaffen spiegelt zugleich Begegnungen mit Menschen und Poesie - viele davon in ihrem Kreativzentrum _punkt_.. Foto: A. Hasenkamp.

Kintsugi, Pagode, ein gemalter Traum – Angela Hoebinks Kunstschaffen spiegelt zugleich Begegnungen mit Menschen und Poesie - viele davon in ihrem Kreativzentrum _punkt_.. Foto: A. Hasenkamp.

Münster-Wolbeck (agh). Das Kreativzentrum _punkt_. an der Münsterstraße ist eine Institution – für das Lernen, für das Kreative, für die Kunst.
Zum Jahresende schließt das Kreativzentrum, und Angela Hoebink geht im Jahr nach ihrem 70. Geburtstag andere Wege.

Kreativzentrum „punkt.“ verbindet seit 1989

1989 zog Hoebink in das Gebäude auf der Ecke von Neustraße und Münsterstraße um, hinter dessen Mauern auch ein kleiner Garten liegt. Und eine besondere Architektur, die mit Unterschieden in der Bodenhöhe und mit vielen Balken eine besondere Situation des Miteinander bei den Töpfer-Kursen schuf. Der vordere Raum bot mit vielen Fenstern genügen Platz nicht nur für andere Kurse, sondern auch für Ausstellungen und musikalische Ereignisse oder die „literarische Tafel“ – literarische Kostproben in „verTONter Form“.

Lern-Chancen für besondere Lebensläufe

Generationen von Schülern lernten mit der gelernten Lehrerin Hoebink Deutsch, Englisch, Französisch nebst Mathematik bis zur 12. Klasse. Auch Flüchtlingskinder. Bei Null fingen sie an, inzwischen besucht die eine die Friedensschule, eine andere studiert Architektur. Hoebink spürt, wie verkrampft manche anfänglich sind – „die haben noch ganz andere Sachen zu verarbeiten“, merkt sie zu einem Jungen aus Syrien an: „Ich glaube, der wacht jetzt auf.“

Töpfer-Kurse: einen ganzen Prozess erleben

Seit Anbeginn, „über dreißig Jahre“, gab es keine Ferien ohne ein Töpferangebot für Kinder in der ersten Ferienwoche. „Man hat den Ton in der Hand, man macht etwas daraus … man sieht, wie es herauskommt und glüht und brennt.“ Bei 1060 Grad Celsius wird der Gasbrennofen geöffnet. „Von Anfang an bis zum Ende hat man einen ganzen Prozess miterlebt.“ Die Kinder verfolgten und gestalteten den ganzen Weg – ob die Form wohl hält oder doch etwas zerspringt? „Deswegen habe ich die Kinder auch immer gebeten, zu kommen – und das finden sie auch spannend.“ Bei den Erwachsenen sei es ähnlich.

Künstlerin Angela Hoebink stellt von Münster bis Berlin aus

Hoebinks Kunstschaffen reicht weit, von ihrem Heimatdorf bis in die Welt. Am „SinnesWandel“ in Wolbeck war sie beteiligt, hat mit dem Wolbecker Heimatverein und einer Gruppe die Zeichnungen von Ferdinand Zumbusch künstlerisch zum Leben erweckt, ein Didgeridoo-Konzert beherbergt – ausgelöst durch einen spontanen Besuch: „die Tür ist ja immer offen“. Hoebink ist Mitglied im „KünstlerinnenForum Münsterland“ und bei „Spektrum 77“.
Hoebink hat im Dyckburgwald ausgestellt, in Hameln und in der Galerie „Kunstreich“ gegenüber dem Pergamon-Museum in Berlin.

Asiatische Einflüsse und ein dissidenter deutscher Dichter

Im Töpfern liegt eine Verbindung zur Lebensphilosophie. Deutlich wird sie im japanischen Stil des Kintsugi: Gerissene Stücke fügt man mit speziellem Lack und Goldpulver zusammen – das hebt den „Makel“ hervor. Die Idee dahinter: Brüche oder Risse im Leben zuzulassen. Das war eine Idee von Exponaten von Hoebinks Gruppe „Raku-Punkte“, die bei einer Ausstellung in der Erpho-Kirche 2020 auf Gegenliebe stieß.

Hinter vielen Projekten stecken Einflüsse aus Japan und Südkorea, in denen sie zwei Jahre lebte, und die Auseinandersetzung mit der Dichtkunst von Reiner Kunze. „Er kann Gedichte so knapp wie ein Haiku verfassen.“ Weil Kunze als DDR-Dissident auch aus einem geteilten Land kam, interessierte man sich in Südkorea besonders für ihn – und er bekam einen koreanischen Pavillon für seinen Garten geschenkt: „Die Botschaft: Der Pavillon soll die Kraft der Poesie bezeugen, Kontinente miteinander zu verbinden und mahnend an das gemeinsame Schicksal Deutschlands und Koreas erinnern – an Teilung und Diktatur“, so zitiert Hoebink Kunze. Getöpferte kleine Pavillons findet man auch im Kreativzentrum. Eine andere Quelle der Inspiration sind Träume: So entstand das Bild eines Gebetsteppichs in einer Kirche – mit der sich auch eine spätere Begegnung verbindet. Doch das ist eine weitere Geschichte.

Kinsugi, eine Pagode – in ihnen steckt viel von der Lebensphilosophie und Poesie von Angela Hoebink. Foto: A. Hasenkamp.

Raku-Punkte setzen Zusammenarbeit fort

Einige Dinge führt Hoebink auch nach dem Umzug fort. Ein wenig noch die Unterstützung für Flüchtlingskinder. Und die gemeinsame Kunst mit den „Raku-Punkten“, eine Gruppe, die ihr sehr am Herzen liegt – seit 1996, als die ersten Treffen im Kreativzentrum begannen. Längst hat die Frauengruppe gemeinsame Ausstellungen bestritten.
Nicht alles kann Hoebink mitnehmen. Bis März kann man Keramiken und Bilder erwerben. Eine telefonische Anmeldung ist nötig – Tel. 02506 – 1641.

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