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Die „Königin“ kann auch dienen

Orgel von St. Magnus bewährt sich mit Sopran, Alt und Oboe

Everswinkel. Sich erneut zu bewähren trat die renovierte Fleiter-Orgel von Sankt Magnus am Freitagabend an, nun auch außerhalb eines Gottesdienstes. Viele Neugierige waren in die Everswinkeler Kirche St. Magnus gekommen.

Von Schimmel befallen von oben bis unten sei sie gewesen, erläuterte der Orgelbauer Stefan Linke von der Firma Fleiter vor dem Konzert, das war nur eines der Probleme, dazu Undichtes und Staub. Für den Balg seien 15 bis 18 Schaf-Felle benötigt worden.

Dann luden Linke und Kantor Thomas Kraß zur Hörprobe: Das Prinzipal erklang, eines von 23 Registern, als Gegenstück die   die höchsten Töne – „wenn sie das noch hören können ist das sehr gut“, so Linke. Es folgte der abgründige 16-Fuß Bass. Nach diesem Auszug aus dem ursprünglichen Klangspektrum der Orgel von 1883 kamen einige, die deutlich später hinzukamen: Die feine Eolienne, ein sphärisch klingendes Register, die Posaune 16′. So zeigte die Orgel den Ohren etwas von dem Spektrum, auf das sich Pfarrer Pawel Czarnecki bezogen hatte, als er zur Begrüßung von der Orgel als „Königin der Instrumente“ sprach. Ein „Denkmal der Orgelbau-Kunst jener Zeit“ vor 140 Jahren sei sie, nun zurückversetzt in ihren ursprünglichen Zustand. Diese Zeit habe ein Zurück zu einfacheren Formen der Gotik angestrebt, davon zeuge auch die Schnitz-Kunst von Hochaltar und Orgel selbst. „So wurde unsere Kirche zu einem neugotischen Juwel, wie es im Münsterland selten anzutreffen ist.“ Auch technisch sei sie etwas Besonders, so funktioniere ihre Mechanik zur Not auch ohne Strom. Die Renovierung an Kirche und Orgel förderte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Insbesondere als Begleitung werde die Orgel in diesem ersten Konzert einer Trilogie zu hören sein, versprach Kraß. Die Fleiter-Orgel werde „noch lange nicht zum alten Eisen“ gehören.

Verhalten und meditativ hebt das Konzert in den ersten drei Stücken an; Karl Jenkins‘ Meditation mit Orgel und dem Alt von Sandra Botor, Ennio Morricones „For Love One Can Die“ mit Claudia Lawongs Sopran, dann eine Orgel-Improvisation von Kraß einigt dieser Auftakt, der die feinen Sinne einstimmt und darin, nebenbei, auch wiedergewonnene Präzision der Abstufung der Kraft der Orgel zeigt. Bei Leonard Beinsteins „A Simple Song“ mischt sich dann der Sopran von Claudia Lawong ein. In Antonin Dvoráks „Largo“ aus „Aus der neuen Welt“ weiß die Oboe Dynamik zu setzen, sekundiert von der hier in den Tiefen gleichmäßig präzisen Orgel – die „Königin“ dient. Wie auch im „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi, dem geistlich vielleicht tiefsten Werk des Konzerts, das ein erstes Duett von Alt und Sopran einsetzt. Auf Bachs bekannt rasante Toccata D-Moll und Händels „Süße Stille, sanfte Quelle“ – er entführt mit Oboe und Sopran in eine ferne Sprach-Welt – folgt ein modernes, tief anrührendes Werk von Bob Chilcott, das „Kyrie“ und das „Agnus Die“ aus der „Peace Mass“. Was hier zusammenwirkt, ist die Kraft der Orgel mit zwei Stimmen, die zum mühelosen Mithalten in der Lage sind, um Stärke etwa in das „Qui tollis peccata mundi“ zu treiben. Dann noch religiöse Gesänge vertont von Rheinberger, gesungen von Botor: Nach diesen Leistungen lässt Kraß die Orgel in einer weiteren Improvisation nicht triumphal, aber sehr selbstbewusst erklingen.

Dann kann das Publikum, über 80, endlich applaudieren, es tut es stehend. Und erntet ein „Nun ruhen alle Wälder“.

Auf den Start der Trilogie von Konzerten folgen ein adventliches Konzert und ein weihnachtliches mit Trompete, am 12. Dezember bzw. am 2. Januar.

Artikel in den WN für Everswinkel

[su_pullquote]Am dritten Adventssonntag (12.12.2021, 18.00 Uhr) wird der neue Regionalkantor Gregor Loers in St. Magnus ein adventliches Konzert geben. Weiterhin wird der Leiter des Referates Kirchenmusik Ulrich Grimpe am 02. Januar 2022 (18.00 Uhr) zusammen mit dem Trompeter Georg Potthoff ein weihnachtliches Neujahrskonzert zu Gehör bringen.[/su_pullquote]

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