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Koch für Generäle und Räuber

Guido Huckschlag feiert 20 Jahre in Gaststätte „Kiepe“ / vom Offizierscasino über den Kiepenkerl nach Wolbeck

Münster-Wolbeck (agh). „Ich lebe gern hier“, sagt Guido Huckschlag. Tatsächlich zeugt die nun 20 Jahre währende Geschichte seiner Gaststätte „Kiepe“ von mehr als Arbeit: Er lebt auch damit.

Bei Krautkrämer ging er ab 1986 in die Lehre. Der Wehrdienst führte ihn in die Küche des Offiziercasinos der Luftwaffe, wiederum in Münster. Diese Küche hat er bald geleitet und „für Generäle gekocht“. Der Rollenwechsel war ihm wichtig: Vom Teil eines Teams wurde er jemand, der selbst eines leitete.

Es folgten der „Große Kiepenkerl“ und das Kunsthaus Angelmodde. Eine besondere Station war seine kurze Zeit als städtischer Angestellter. Für das Jugendamt kochte er in einer Ferienfreizeit im Zeltlager in Milte. Da zeigte er den Kindern alles; sie putzten, schälten und kochten. „Eine tolle Herausforderung“, es habe ihm „riesig Spaß gemacht“. Immer wieder denkt er an eine Kinder-Kochschule in seiner „Kiepen“-Küche – aber die Zeit reiche nicht und seine Küche sei klein. 1990 arbeitete er mit Wirtin Maria Erber beim TTC Wolbeck – damals, als Michael Stich dort seinen ersten Weltranglisten-Punkt holte. Tennis spielt er bis heute.

Dann wurde es Zeit, sich selbstständig zu machen. Und zwar in Wolbeck – da wohnte der in Köln Geborene schon seit 1984.

Er wollte er in der Hofstraße die Nachfolge von Werner Natrup antreten. Zwei Monate hieß es, parallel zu weiteren Arbeitserfahrungen in anderen Gaststätten Menükarten und Kalkulationen für die Banken zu erstellen – „es ging eigentlich recht schnell“. Er mietete das Lokal von der Familie Siebeneck, am 1.November 1990 startete er. Seine Frau Stefanie half viel und seine Mutter Karin ist, so Huckschlag, „die gute Seele des Hauses“. Zehn Jahre später beschloss er, es zu kaufen. Denn die Familie Siebeneck wollte verkaufen, ein Interessent plante, einen Teil abzutrennen und dort ein Wohnhaus zu errichten. Das hätte das Aus für Biergarten und Saal bedeutet: „Damit wäre ich nicht konkurrenzfähig gewesen“, sagt Huckschlag heute. „Es hieß: Kaufen oder weggehen“.

Kleiner als heute war die Kiepe damals, Huckschlag wollte mehr. Die Chance kam, als die Uhrmacher Topp & Busskamp 2001 mitsamt ihrem riesigen Safe umzogen. Huckschlag schuf einen Saal, Schauplatz so mancher Jahreshauptversammlung. Und wenn eine Fußballweltmeisterschaft naht, lockt eine Bühne und die Tore zum Biergarten öffnen sich.

Die neuen Möglichkeiten hat Huckschlag auch genutzt. Einige Jahre stand ein Klavier im Gastraum, auf dem etwa Manuel Wollschläger spielte, ebenso Henning Wehland, der von den H-Blockx, der auch in der Küche gearbeitet hat.

Auch Ausstellungen mehrerer Fotografen hat die Kiepe gesehen, von Roger Hale, Ferdinand Jendrejewski und Corinna Heidemann. Musik war reichlich zu hören: „Unzählige Bands“ habe er dagehabt, Dr. Ring-Ding, Cherry-T und viele mehr. Mit Themen-Partys lockt Huckschlag zweimal jährlich, bei einem Sommerfest wurde für Leukämie-Kranke gespendet, es gab Turniere für Backgammon-Spieler und Kegler und ein Hip-Hop-Duo trat auf.

Gewischt hat Huckschlag schon vor dem Interview, nun noch ein Foto mit der „20“. Dann ist es halb fünf, die Gaststätte öffnet. Normale Arbeitszeiten habe er sicher nicht und natürlich das Risiko Selbstständigkeit. „Ich bin fast immer glücklich. Ich nehme gern die Herausforderung an.“ Dann geht er in die Ecke noch in die Knie – da hat er von der Karnevalsgruppe „Die alten Räuber“ den Ritterschlag zum Ehrenräuber empfangen, seine Gaststätte ist ganz offiziell die „Räuberhöhle“. Als erster Gastwirt hat er von der ZiBoMo einen „Rückwärtsreiter“-Orden bekommen; als „Strahlemann von Wolbeck“ bezeichnete ihn Ehrenpräsident Uli Schröder damals.

Am Samstag lädt er ab 20.20 Uhr zur Jubiläums-Party mit kleinen Überraschungen und für die Team-Mitglieder aus 20 Jahren gibt es eine Extra-Veranstaltung.

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