Website-Icon Wolbeck & Münster

Kirchturm von Sumpfbach war ein Wehrturm

Münster-Wolbeck. Bauten brauchen ein Fundament – und zum geschichtlichen Fundament konnte Referent Rolf Linnemann am Donnerstagabend im Rittersaal des Drostenhofes erschöpfend Auskunft geben. Nämlich zu so manchen Hintergründen von 800 Jahren Wolbecker Baugeschichte.

Architekt Rolf Linnemann erschließt Wolbecker Baugeschichten aus 800 Jahren

Schließlich ist der pensionierte Architekt zudem Heimatforscher, Archivar der Achatii-Bruderschaft und „von Beruf geborener Wolbecker“, wie Josef Leifert, Vorsitzender des einladenden Heimatvereins sagte.
Wolbeck hieß soviel wie Sumpfbach – das leitete Linnemann nicht nur aus dem Namen ab, sondern machte auch anschaulich, wie aus dem von höchsten drei Meter Höhendifferenz aufweisenden Gebiet Sumpfgebiet und Wasserwüste wurde. Was wiederum die herzförmige Anlage des Wigbold, der späteren Stadt Wolbeck erklärt: Abseits der Hauptverkehrswege, von Sumpf und Wasser umgeben, war sie ein schwer einzunehmendes Ziel für den Bischof, der den Meinhövels ihre Attacken auf Münster verübelte: Die banden gern ihre Pferde im Dom an und stahlen den Paulsnapp.
Die Münsterstraße hießt einst Münsterdamm: ein Holztor reichte hier wie beim zweiten Tor, dem Hofpfortentor, aus, den Zugang zu schützen. Denn es war nur über eine Brücke und einen langen Damm zu erreichen. Anders am Steintor: hier fehlte das Wasser, hier erwartete man den Angriff: Man baute es aus Stein. Da schossen dann die Franzosen im Siebenjährigen Krieg eine Kanonenkugel durch das Tor und hinein in ein Fenster bei Hinkelmann.
Linnemann erläuterte auch die Parzellierung: Etliche große Grundstücke um mehrheitliche kleine im Inneren, das spiegelte die Burgmannen-Ansiedlung. Die Burgmannen dienten dem Bischof und hatten nach außen zu schützen, wenige bauten innen, wie Merveldts den Ober-Burgmannshof, den Drostenhof. Der wurde später Amtssitz, auch dazu konnte Linnemann in den zweieinhalb Stunden ein anschauliches Foto aus seiner reichen Präsentation bieten.

Kirchturm von Sumpfbach war ein Wehrturm

Viel Neues war wohl nicht nur für die auch vereinzelt zu sehenden Neubürger Wolbecks zu sehen, sondern auch für länger schon Interessierte. So stammt die Wand hinter dem Kamin im Pfarrhaus aus dem 13. Jahrhundert, sagte Linnemann. Der Kirchturm von St. Nikolaus war nichts anderes als ein Wehrturm. Kapelle, Wohnraum, Schlafraum des Pfarrers, jedes Stockwerk hatte seine Aufgabe. Zugang gab es nur über eine heute noch sichtbare schmale Treppe, der heutige Westeingang wurde später geschlagen. Diese Befunde machte Linnemann über den genauen Blick und über Vergleiche deutlich, hier mit dem Donjon der Burg.
Die Ausstellung mit Karten und Zeichnungen ist bis zum Sonntag im Drostenhof zu sehen. Linnemann steht dort am Sonnntag von 14 bis 16 Uhr für Auskünfte zur Verfügung.
Der  nächste Blick auf Wolbeck zeigt bewegte Bilder, ein Video über „Das Haus Merveldt und den Drostenhof – Heute und Einst“ von Heinz Gallenkämper am 8. sowie am 22. April 2010.

Die mobile Version verlassen