Kabarett vom Pfarrer

Zuletzt aktualisiert 2. Dezember 2015 (zuerst 23. Januar 2011).

Münster-Wolbeck. Als erstes riss der Pfarrer und Kabarettist Ingmar von Maybach-Mengede am Samstag viele Gäste in der Christuskirche in Münster-Wolbeck von den Stühlen.

Kirchenkabarett in der Christuskirche Wolbeck

„Das machen wir gleich noch mal“, sagte er nach dem ersten Einmarsch, wir brauchen „mehr Mut zum Personenkult“. „Ingmar“, „Ingmar“ ließ er skandieren – das sei ja auch einfach: „In ‚Benedetto‘ sind Synkopen, das ist etwas für Fortgeschrittene, das überlassen wir den Katholiken.“  Die 52 Gäste machten von Anfang an prima mit bei der CSU, der „Christlich-satirischen Unterhaltung“. Besonders bei „Arbeitslos – ein fröhliches Mitmachlied“ und beim Nachstellen eines Gemäldes aus der Sixtinischen Kapelle, für das er Pfarrerin Helga Wemhöner und einen pensionierten Pfarrer aus Minden freiwillig zwangsverpflichtete. Wie zielgruppenorientierter Gottesdienst aussehen kann, zeigt er mit dem Intro zum Vielflieger-Gottesdienst. „Angela“ bekommt als evangelische Madonna mit Mundorgel“ ihr Fett weg, die „spätrömische Dekadenz“ mit der Persiflage auf Hartz IV als Ausbildungsberuf, und mit dem „IKEA-Sarg“ treibt er den „Klerikalkapitalismus im sakroökonomischen Sektor“ auf die Spitze. Und der Pfarrer vermag die Besonderheiten der vier Evangelien mit den Eigenheiten der deutschen Magazin-Presselandschaft zu erklären. Das homiletische Bermuda-Dreieck führt den Laien in die Seelennöte des Predigtverfassers ein. Alles mit Wortwitz und Gitarre, kenntnisreich und menschenfreundlich.

Der 1966 in Bochum Geborene musste später noch einmal klarstellen: Ja, er ist evangelischer Pfarrer und das in einem 2000-Seelen-Dorf im Odenwald, das mit DKP-Mehrheit regiert wird. Politisches Kabarett hat er schon gemacht, bevor er 2007 sein kirchenkabarettistisches Programm auflegte. Das habe er jetzt schon bundesweit 140 mal aufgeführt – mit ungebrochenem Spaß. Er habe eine halbe Stelle und nutze gezielt die Freiräume, die ruhigere Wochen lassen. Etwa für eine zehntägige Tournee in Berlin oder jetzt in Westfalen. Er trete dann jeden Tag auf: Die Nachfrage sei so groß, dass auch die Montage und Dienstag voll sind.
Im Sommer kommt der Kabarettist wieder, dann tritt er in Billerbeck auf und am 1. Juli in Albersloh in der Gnadenkirche .