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Kinderschutz bleibt Herausforderung an Stadtgesellschaft in Münster

Amt für Kinder, Jugendliche und Familien entwickelt Schutzkonzept kontinuierlich weiter / Intensive Zusammenarbeit von Jugendhilfe, Justiz und Medizin

Münster (SMS). Der Missbrauchskomplex Münster und die wissenschaftliche Aufarbeitung des Falles durch das Institut für Soziale Arbeit unter Federführung von Prof. Dr. Christian Schrapper haben beim Amt für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster den Prozess zur Weiterentwicklung und Qualifizierung der Verfahren im Kinderschutz in den Fokus gerückt.

Im zweiten Jahr nach der Aufdeckung der vielfachen sexuellen Gewalt gegen Kinder in Münster zieht Sabine Trockel, Leiterin des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien, eine Zwischenbilanz: „Wir haben die Empfehlungen aus der Fallanalyse aufgegriffen und uns kontinuierlich mit den daraus folgenden Veränderungsbedarfen in unseren Strukturen, Prozessen und Fachkonzepten auseinandergesetzt.“

Im Aufarbeitungsprozess der Geschehnisse aus 2020 ist sehr deutlich geworden, dass die Zusammenarbeit der Akteure im Kinderschutz in Münster verbessert werden sollte. Hierzu ist der „Runde Tisch gegen sexualisierte Gewalt in Münster“ unter Federführung des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien ins Leben gerufen worden. Das multiprofessionelle Gremium, in dem unter anderem Vertreter und Vertreterinnen aus den Bereichen Justiz, Medizin, Politik, Schule, Sport, öffentliche und freie Träger der Jugendhilfe, Wissenschaft und Betroffenenbeteiligung vertreten sind, hat sich bisher drei Mal getroffen.

Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit verschiedenen Themenfeldern. Hierzu zählen unter anderem eine Bestandsaufnahme der Hilfe- Beratungs- und Fortbildungsangebote im Bereich sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sowie die Abstimmung von Verfahrensabläufen zur kinderfreundlichen Gestaltung der Schnittstellen in Justiz, Jugendhilfe und Medizin.   

Ferner ist das Kinderschutzkonzept des Kommunalen Sozialdienstes (KSD), der für den Kinderschutz verantwortlich ist, unter Einbezug von Mitarbeitenden und spezialisierten Fachkräften sowie Beratung und Begleitung durch Prof. Christian Schrapper überarbeitet worden. Hier ist der Schwerpunkt besonders auf verbesserte Gefährdungseinschätzungsprozesse, das Einbeziehen von Kinderrechten und die Partizipation von Kindern und Jugendlichen gelegt worden. Aktuell befindet sich das neu erarbeitete Konzept in einer Testphase. Die flächendeckende Einführung im gesamten Kommunalen Sozialdienst ist nach einer Evaluationsphase zum Jahreswechsel geplant.

Im Rahmen der fachlichen Qualifizierung sind in den verschiedenen Arbeitsbereichen Fortbildungen initiiert worden, etwa zu Täter und Täterinnenstrategien, Dynamiken und Interventionsmöglichkeiten im Themenfeld sexualisierte Gewalt oder zur Entwicklung institutioneller Schutzkonzepte. Weiterhin soll amtsintern ein Netzwerk von speziell ausgebildeten Beratenden im Kinderschutz entstehen, die miteinander und auch mit externen Fachleuten im Austausch stehen.

„Auf struktureller und fachlich-inhaltlicher Ebene konnten sehr viele Impulse gesetzt werden, um Veränderungen anzustoßen“, bilanziert Sabine Trockel. 

Herausfordernd bleiben die personalbezogenen Prozesse. Die hohe Fluktuation im Arbeitsfeld sowie der Fachkräftemangel stellen das Amt für Kinder, Jugendliche und Familien vor die Situation, dass neu geschaffene und freiwerdende Stellen nicht zeitnah angemessen nachbesetzt werden können. Weiterhin werden verwaltungsintern Möglichkeiten gesucht, wie der Personalfluktuation entgegengewirkt und qualifizierte Fachkräfte gewonnen und gehalten werden können.

“Die Gestaltung dieses dynamischen Arbeitsfeldes Kinderschutz bleibt eine dauerhafte Herausforderung, der nur in einer Verantwortungsgemeinschaft aller Akteure und Akteurinnen der Stadtgesellschaft begegnet werden kann“, so Sabine Trockel.  

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