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Kinder leisten nicht weniger als früher

Münster.- Soziale Faktoren haben einen enormen Einfluss auf die sprachlichen Leistungen von Kindern. Das belegen Untersuchungen, die das Gesundheitsamt der Stadt Münster seit Jahren bei der Einschulung vornimmt. Zugleich zeigen die Tests, dass das Leistungsniveau der sechsjährigen Kinder in den vergangenen Jahren eher gestiegen als gesunken ist.

Der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des münsterschen Gesundheitsamtes hat von 1999 bis 2004 insgesamt 16 267 Mädchen und Jungen untersucht. Unter anderem beim Nachsprechen von Sätzen und Kunstwörtern, bei Artikulations-Übungen, der Wiedergabe von Zahlenfolgen und dem Erkennen grammatischer Fehler wurden das sprachliche Vermögen und die Fähigkeiten zur Informationsverarbeitung getestet. Das Ergebnis entschied mit darüber, ob das Gesundheitsamt für Kinder eine besondere Förderung empfahl.

In Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg hat es jetzt die Testergebnisse der Jahre 1999 bis 2004 auf mögliche Trends vergleichend analysiert. Fazit: Die Kinder können heute mehr als vor einigen Jahren. "Kinder, bei denen im Jahr 2004 eine Förderung oder Therapie empfohlen wurde, leisten deutlich mehr als diejenigen, bei denen 1999 oder 2000 eine solche Empfehlung abgegeben wurde", so Dr. med. Jürgen Guggenmos, der Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes.

Kein Leistungsabfall

Dieser Befund steht im Gegensatz zu einem angeblichen Leistungsabfall, wie er seit Jahren immer wieder öffentlich diskutiert und beklagt wird. "Zumindest die Kinder im Einschulungsalter schneiden heute nicht schlechter ab als früher", so Guggenmos. Er vermutet, "dass sich im Gefolge des Pisa-Schocks die Maßstäbe geändert haben und die gesellschaftliche Sensibilität für Leistungsdefizite gestiegen ist".

Kinder aus einem sozial schwachen Milieu sind gegenüber ihren Altersgenossen aus wohlsituierten Verhältnissen beim Start ins Schulleben benachteiligt. Ihre sprachlichen – nicht aber ihre intellektuellen – Fähigkeiten sind geringer entwickelt.

Kindergarten stärkt Sprachvermögen

Offensichtlich ist der positive Einfluss des Kindergartens auf das Sprachvermögen der Jungen und Mädchen. "Drei und mehr Jahre Kita-Besuch verbessert eindeutig die Startchancen", betont der Leiter des münsterschen Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes.

Insbesondere bei Migranten-Kindern zeige sich, dass der Kindergarten auch die Funktion einer Sprachschule habe, erläutert Jürgen Guggenmos. "Ein Viertel der Kinder mit Migrations-Hintergrund haben bei Schulbeginn unzureichende Deutschkenntnisse. Bei Migranten-Kindern, die mehrere Jahre in einer Kita waren, verbessern sich die Sprachkenntnisse gravierend."

Dokumentation 

Von der Untersuchung "Sprachliche Leistungen in der Einschulungsuntersuchung. Ein Vergleich der Jahrgänge 1999 bis 2004 in der Stadt Münster " liegt eine schriftliche Dokumentation vor. Interessierte erhalten das 34-seitige Heft in der Münster-Information im Stadthaus 1. Im Internet kann sie abgerufen werden unter www.ph-heidelberg.de/wp/schoeler/Nr21_01-01-2006.pdf.

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