„Kein starker Mann und kein Heiliger“

Münster-Angelmodde. Eine adventliche Besinnung mit feinfühlig abgestimmter Auswahl von Klang und Wort gestalteten Domkapitular Martin Hülskamp und der Organist und Rechtsanwalt Dr. Werner Schulze-Buschhoff am Mittwochabend in St. Agatha.

Schulze-Buschhoff eröffnete mit einem Werk von Dietrich Buxtehude, dem Magnificat Primi Toni. Dies, erläuterte Hülskamp, als Auftakt des ersten Konzertteils, das dem „Lobgesang Mariens“ gewidmet war. Zu den klaren Linien des „Ave Maria klare“ von Johann Casper Ferdinand Fischer und des im starken Kontrast dazu verspielt-fröhlichen Andante KV 616 von Mozart las Hülskamp die vor 30 Jahren gehaltene Radio-Predigt des Domdechanten und späteren Pfarrers Wilhelm Stammkötter. Kern und Stoßgebet aller Christen sei Marias „Mir geschehe nach Deinem Willen“. Wer in der Nachfolge Christi stehe, müsse mit Maria unter dem Kreuz Christi stehen.

Den Adventsteil verknüpfte Hülskamp mit nachdenklichen Tönen des damaligen Kardinals Ratzinger aus dem Jahre 1970. Der Mensch konzentriere sich auf Fortschritt und das, was er selbst baut – nicht auf das Unverfügbare. Er erwarte nicht mehr das Reich Gottes, sondern das des Menschen. Auch die Theologie habe sich stark der Praxis geöffnet. Schulze-Buschhoff bot dem Nachdenken Raum, bei Werken wie J. S. Bachs Fantasie und Fuge g-Moll und dem teils wie ein Ausloten von Fortschritts-Abgründen wirkenden Variationen Georg Friedrich Kauffmanns zu „Nun komm’, der Heiden Heiland“.

„Uns ist ein Kind geboren“ –Dietrich Bonhoeffers Text erinnerte daran, dass hier kein starker Mann antrat, Heil und Erlösung zu bringen, kein Weiser und kein Heiliger. „Ein Kind hat unser Leben in der Hand.“ Schulze-Buschhoff krönte die erlesene Abstimmung der Orgelwerke mit Heinrich Scheidemanns „Vom Himmel hoch, da komm ich her“, J. S. Bachs exquisiter Fuge C-Dur und der interessanten Stimmführung von Johann Christoph Bachs Allegretto con Variationi.

Warmer Applaus und persönliche Gratulationen bezeugten, das die seit einigen Jahren gepflegte Zusammenarbeit von Hülskamp und Schulze-Buschhoff eine beliebte Institution geworden ist.