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Karikaturist erzählt aus seiner Arbeit

Karikaturist erzählt aus seiner Arbeit 2

Arndt Zinkant nahm gern die vielen Fragen aus dem Publikum der AWO auf. Foto: anh.

Münster-Wolbeck. Aus seinem Leben und der Arbeit als Karikaturist berichtete Arndt Zinkant am Donnerstag beim AWO-Ortsverein Wolbeck.
Basis war ein Studium von Politik, Musik und Journalistik; beim Hamburger Abendblatt stellt er fest, dass „Karikaturist wirklich ein Beruf ist“. Als Zinkant anno 2000 bei den WN anfing, musste nicht nur er sich eingewöhnen, sondern auch die Redaktion: „Lokal-Karikaturen gab es ja noch gar nicht.“
Bei der Umsetzung in Bilder nutzen Kenntnisse der Bibel. Beim Leezen-Chaos bietet sich an: „Moses teilt das Rote Meer“. Oder Kunstgeschichte, zum Beispiel Dali und sein Bild von der verrinnenden Zeit. Hinzu kommt das Thema, mit lokalen Symbolen. „Der Kiepen-Kerl ist für mich als Zeichner Gold wert.“ Der hilft auch, wenn Globalisierung aufs Lokale heruntergebracht werden muss, mit Uncle Sam, dem deutschen Michel und eben dem Kiepen-Kerl. Bekannt ist auch der Preußen-Adler. Häufig sei es einfach, wenn ein Artikel vorliegt, weil die Journalisten-Sprache sehr bildstark sei: “Das muss man dann nur noch zeichnen.“ Manches stellt er auf den Kopf: Aus der historischen Karikatur „Der Lotse verlässt das Schiff“ bleibt die Idee, aber die Hauptperson schreitet eine lange Treppe hinauf statt hinab, unten stehen anstelle des Kaisers münsterische Politiker.

Ins Visier geraten viele bei Zinkant, der in der Tradition von Thomas Rowlandson und Daumier steht: Nicht existierende Musikhallen, auf das vorletzte Stück Grünfläche schielende Investoren und Politiker, die vom Fahrrad-Stadt-Thron gestürzte Westfalen-Metropole, medizinische Plagiatoren, Islamisten und Neonazis. Das gebe schon mal Leserbriefe, negative und positive.
Hilfreich sei, wenn man die Gesichter schon kenne, sonst müsse man sich anhand vieler Fotos einarbeiten. „Lewe ist einfach zu zeichnen“. Da wirft eine Besucherin ein: „Ei und ´ne Brille drauf“.

Arndt Zinkant. Foto: A. Hasenkamp.

Wenn ein Bleistift-Entwurf grünes Licht vom verantwortlichen Redakteur bekommt, greift Zinkant zum Fineliner, dann wird am Computer koloriert. Er mag es, wenn es „ein bisschen wie gemalt aussieht.“
Eine Besucherin ist sich sicher: „Vor allem, die Leute müssen auch zufrieden sein?“ „Nö“, sagt Zinkant, „bei Politikern ist einem das natürlich egal“.
Ob er schon mal Sorge habe, eine Idee zu finden? Nein, „weil ich darauf vertraue, dass immer irgendetwas geht.“

Aber die Freiheit werde eher weniger: Wegen Political Correctness und schrumpfender Etats der Medien. Im Internet gebe es neue Möglichkeiten des Publizierens: „Aber wo kommt das Geld her?“
Zinkants letztes Buch ist zwölf Jahre alt; im Juni kommt das neue.

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