Kappe App feiert auch an neuem Ort bissigen Alternativ-Karneval

Zuletzt aktualisiert 8. März 2021 (zuerst 13. Februar 2015).

Münster. Mehr Wortkunst und mehr lokalpolitischen Biss, weniger Bühnenbild-Pracht als bei „Klima – nein danke!“, genauso viel schauspielerische Inszenierungs-Freude und beste Musik brachte am Donnnerstag Münsters alternativer Karneval auf die Bühne, 2015 zum ersten Mal in der Grauten Deele bei „Lappe“. Was hat der Umzugsdruck erzeugt beim Ensemble, bestehend aus Björn Schimpf, Christiane Balster, Kornelia Kabbaj, Manfred Kehr, Marcello Lang, Matthias Menne und Michael Tumbrinck, und Ulrich Sprenger, zusammen mit Regisseurin Gabriele Brüning und den Musikern David Rebel, Detlef Antemann und Sascha Öing?

„Kappe App unter Druck“ – Motto 2015

Zerbricht Druck den Jecken? Der zwanghaft zackig reimende Karnevalist, der zum Schlafanzug noch die Narrenmütze trägt, schon ein Markenzeichen von Kappe App, er wird nicht Prinz – er muss in eine Therapie. Die wird, geleitet von Menne als einfühlsamem Erlebnis-Guru, Seelenwelten von Karnevalisten offenlegen. Gepaart mit Ingenieurskunst, nämlich “Daisy, dem singenden Rüden“, nimmt Schimpf um Entertainment bemühte Bauchredner auf die Schippe – der Rüde singt gar zu Ernsthaftes.
Marcello Lang besticht mit Pantomime – er zaubert zur Überraschung des Publikums sogar ein zerfetztes Produkt von Münsters publizistischer Vielfalt wieder zusammen.

Der Dom gehört nicht nach Münster, sondern ins wunderschöne Warendorf an die Ems, verkündet „Bischof Liudger“, auch in der Lokalpolitik lässt die Stadt der Lebensart Federn – und Menne hat sich in Manni Kehr einen OB-Kandidaten ausgeguckt. Der ist zwar eher sprachlos – aber die Groupies und Wahlkampfmanager Menne motivieren ihn mächtig, nehmen ihm Sorgen: „Wo willst du denn in Münster baden gehen?“ Tritt „Manni Münster Macher“ an?

Ob die finale Münsterland-Hymne wohl schmeichelhaft ausfällt? Die Variante von „Atemlos“ jedenfalls nicht – das Ensemble von Kappe App sprüht in „Atmet bloß“ Gift und Galle, lässt so richtig Druck ab. Kreisler lässt grüßen. Aber diese ausgefeilte Zugabe muss sich das Publikum erst einmal verdienen. Und die Polonaise mit Publikum.
Mit der Premiere von „Kappe App unter Druck“ hat zugleich die Graute Deele von Lappe die Eignungsprüfung bestanden. Die Bühne ist niedriger, das Ensemble stellt sich darauf ein.

Karten gibt es nur noch für zwei der Vorstellungen – am Samstag um 15 Uhr und am Sonntag um 18 Uhr.