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Jörg Pfenningschmidt in der Freien Gartenakademie

Jörg Pfenningschmidt in der Freien Gartenakademie

"Hier wächst nichts - Notizen aus dem Garten", Vortrag von Jörg Pfenningschmidt in der 13. Freien Gartenakademie von Wim Weppelmann. Foto: anh.

Münster. Voll wars in der Freien Gartenakademie beim Vortrag von Jörg Pfenningschmidt: Wissenswertes zum Garten kombiniert mit aufgespießten Fauxpas‘ anderer und Selbstironie, das zieht.
Auf Bitte des Journalisten guckt der Hamburger Gartenplaner sich im Schrebergarten des Gartenakademie-Initiators Wilm Weppelmann an der Langemarckstraße um: Ist irgendwo ein fotogener Fauxpas zu sehen? Nein. Bei den Nachbarn? Gut sehe es hier aus. „Hier gibt es nichts Vermurkstes“, sagt Pfenningschmidt und so wählt man etwas Schönes fürs Foto.
Fauxpas‘ begegnen dem Hamburger Gartenplaner des Öfteren: Privatleute, die nicht damit rechnen, dass Pflanzen wachsen und ignorieren, dass in ihrem Eckchen nicht drei Bäume nebeneinander wachsen können, wenn der Platz kaum für einen reicht. „Den kann man doch schneiden“, hört er auf seine Warnung hin. Potenziert wird sein Problem als Gartenexperte, wenn Paare ihn bestellen und der Ehekrieg auf ihn erweitert wird. Gärten gelten als Spiegel des Menschen, das spürt Pfenningschmidt auch bei seinen Praktikanten: In ihnen zeigten sich Folgen der Nutzung neuer Medientechnik: Gefällt ein Song nicht binnen Sekunden, wird „geskipped“, der nächste muss beweisen, ob er die Lust schnell genug befriedigt. Das spiegelt sich in der Ausdauer der Praktikanten am Spaten: „Kann ich nicht was anderes machen?“ Sorgen bereitet dies Blumen, die erst nach drei Jahren blühen. Mit Humor erzählt Pfenningschmidt auch von den Pflanzen-Profis. Für sie ist Geld nicht die entscheidende Währung: Ihre Wertschätzung muss man sich durch Kenntnisse erwerben. Pflegeleichte Wellness für Ignoranten ist Illusion; sie mündet gern darin, statt Grünem einen zweiten rosa Glitzerhirsch im Outdoor-Living-Shop zu erwerben. Pfenningschmidts erfahrungsgesättigter Humor fesselt; auch nach fast zwei Stunden Vortrag will das Publikum gern mehr.
Besondere Heiterkeit erzeugt „Das Märchen vom goldenen Kompost“. Tipps bietet er, vor allem aber Erlebnisse wie jenes von den Folgen schlecht verbuddelter Fischreste auf die Vogelwelt. Wieder blitzt auf, dass viele Mitmenschen unrealistische Vorstellungen mit sich schleppen, etwa vom Verrotten dicker Rasenschnitt-Schichten oder der Sinnhaftigkeit des Kompostierens der Schale gespritzter Orangen. Staunend hinterlässt es ihn auch, wenn zur Steingarten-Besichtigung jemand mit Kinderwagen auftaucht und sich dann beschwert.
In der Gartenakademie geht es am 11.7. weiter: literarisch angehaucht mit dem Thema „Der Garten von Hermann Hesse – Von der Wiederentdeckung einer verlorenen Welt“ erzählt Eva Eberwein. Die Gartenakademie endet am 31.8. mit einem Konzert.

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