Jazz als Choral mit Rhythmus: Jazz-Pianist Vadim Neselovsky gastiert in Sendenhorst

Sendenhorst, 28.12.2007. 1995 kam Vadim Neselovsky als jüdischer Kontingent-Flüchtling nach Unna-Massen, seit August 2007 hilft er selbst und beteiligt sich in dem vom Wirbelsturm Katrina verwüsteten New Orleans an einen Projekt, das Musiker in Schulen und zu Big-Bands bringt.   Und bis zum 6. Januar ist Neselovsky als begehrter Gast des east-west quartetts von Schwerte bis Bönen unterwegs. Mit Jazz und Klassik macht der Pianist seit Jahren aus kleinen Anfängen schon seit Jahren große Sprünge.

Im Haus Siekmann, wo er am heutigen Samstag mit dem Quartett auftritt, erzählte der Weltbürger von Leben und Musik.

Schon als Kind bekam er in Odessa in seiner ukrainischen Heimat Kompositions-Unterricht, die Schule schloss er ein Jahr früher ab,  „allerdings mit schlechten Noten“. Es drängte ihn zum Kompositions-Studium an die dortige Musik-Akademie. Jazz wurde sein Thema.

Ohne Umwege drängte es ihn dann in Deutschland an die Folkwang-Schule. Das mit dem Jazz werde schon, hatte ihm ein Professor in Essen geraten, er solle doch klassisches Klavier studieren. Er tat es, setzte sein Studium noch in Dortmund fort. Nach der Klassik wollte er auch den Jazz in seinem Ursprungsland studieren. Und weil der Deutsche Akademische Austausch-Dienst flexibel war, förderte er für den Klassiker-Studenten ab 2002 zwei Jahre Jazz-Studium in Boston.

Die Mischung prägte seinen Jazz, der ihn mit Ikonen wie Gary Burton musizieren ließ und nicht nur eine CD mit Burton an Platz 1 der Jazz-Charts in den USA führte, sondern auch einen Preis in Klassik eintrug. Choral mit Rhythmus, das sei Jazz, und das klassische Fundament etwas Normales. Bach und Brahms prägten ihn ebenso wie Ereignisse und das Musizieren mit Musikern aus der ganzen Welt. Musik, gleich welcher Art, „muss eine Aussage machen“, betont der Dreißigjährige. Diese hat er dann fest im Kopf: Das kann eine „Melancholie“ sein, die ein Geschenk an Burton prägt. Der Beginn des letzten Irak-Krieges inspirierte ihn zu einem Werk,  in dem Trauer in Optimismus übergeht. „Freestyle“-Jazz ist dies nicht. Es seien „durchdachte und auskomponierte Werke“, wie Uli Bär vom Quartett es ausdrückt. Und bei dem Konzert in Sendenhorst handele es sich um „kammermusikalischen Jazz“.

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Auf den Auftritt in dem „wunderschönen“ Haus Siekmann freut sich Neselovsky, der dort keinen großen Kontrast zu Auftritten wie in New York, Tokio oder Mailand sieht. Denn gespielt werde immer noch meist in Clubs. Und dort wie auf dieser Seite des Atlantik freut sich auch der Musiker, wenn man die Musik aus der Nähe erleben kann, ohne Fernglas.