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Innovative Farbstoffe, um Produkte frisch zu halten

Münster (pm). Im subsaharischen Afrika eilen die Bauern mit ihrem frischen Obst und Gemüse auf den Markt, um es zu verkaufen, bevor es schlecht wird. Der Grund: In dieser Region ist es so heiß, dass Obst und Gemüse drei- bis viermal schneller verdirbt als in Europa, sodass die Bauern nicht den vollen Preis für ihre Arbeit erhalten. Hinzu kommt, dass es in den meisten Dörfern, in denen frische Produkte

angebaut werden, keinen Strom gibt, um die Produkte zu kühlen und sie länger frisch zu halten. Das hat zur Folge, dass 40 bis 70 Prozent der Frischprodukte in Subsahara-Afrika verderben, bevor sie überhaupt verwendet werden können.

Suche nach umweltfreundlichen Lösungen aus der Forschung

Einer, der daran etwas ändern will, ist Dr. Hussaini Majiya. Er arbeitet jedoch nicht etwa daran, teure und aufwendige Infrastrukturen wie Kühltechnologien auszubauen, sondern sucht nach innovativen und umweltfreundlichen Lösungen aus der Forschung.

Hussaini Majiya hat sich entschieden, Wissenschaftler zu werden, weil er es liebe, Probleme zu lösen – vor allem lokale Probleme. Kürzlich hat er seinen Doktortitel in Biomedizin an der Universität von Leeds in Großbritannien erworben. Aktuell leitet er die Abteilung für Mikrobiologie an der Ibrahim Badamasi Babangida University im nigerianischen Lapai.

Kooperation mit Center for Soft Nanoscience der Universität Münster

Derzeit ist Hussaini Majiya Gastwissenschaftler am Center for Soft Nanoscience (SoN) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), wo er mit Nachwuchsgruppenleiterin Dr. Anzehla Galstyan zusammenarbeitet. Gemeinsam suchen sie nach innovativen chemischen Lösungen, mit denen Produkte in Subsahara-Afrika länger frisch gehalten werden können. Die Forschungsorganisationen „The World Academy of Sciences for the Advancement of Science in Developing Countries“ (TWAS) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützen die Arbeit mit einem speziellen Programm, das es deutschen Instituten ermöglicht, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Subsahara-Afrika für eine dreimonatige Zusammenarbeit einzuladen.

Für die Forschungsarbeiten am SoN brachte Hussaini Majiya Material von zwei Pflanzen aus Afrika mit, die als sogenannte fotoantimikrobielle Farbstoffe oder Lösungen getestet werden sollen: Henna und Hibiskus. Er wählte beide Pflanzen sorgfältig aus, um sicherzustellen, dass sie alltäglich sind und sicher verwendet werden können. Darüber hinaus haben die Pflanzen den Vorteil, dass sie keine Grundnahrungsmittel sind. „Wenn Grundnahrungsmittel für andere Bedürfnisse als die Ernährung verwendet und manipuliert werden, birgt das ein Risiko für die Ernährungssicherheit“, betont er.

Seine Zusammenarbeit mit Anzehla Galstyan führt bisher zu aufregenden Ergebnissen. Farbstoffe aus Hibiskus und Henna, die schon bei sehr geringer Sonneneinstrahlung aktiviert werden, töten effektiv die Bakterien E.coli und Bacillus subtillis ab. Die Farbstoffe können mit Wasser gemischt werden, um die Produkte zu waschen und zu desinfizieren, bevor sie auf dem Markt verkauft werden.

Nach den erfolgreichen Zwischenergebnissen freut sich Hussaini Majiya, seine Forschung von Bakterien auf Viren auszudehnen. Dazu möchte er das virale Versuchsmodell MS2-Phage nutzen und von Anzehla Galstyans Expertise und der technischen Ausstattung des SoN profitieren. „Ich bin beeindruckt von der Atmosphäre im SoN. Es gibt genügend Platz zum Arbeiten und Ruhe für kritisches Denken“, resümiert Hussaini Majiya wenige Wochen vor Ende seines Aufenthalts in Münster. Darüber hinaus sei das 2018 eröffnete Zentrum ein faszinierendes Gebäude, das ihn inspiriere, wenn er von der Arbeit gestresst sei.

Auch über das SoN hinaus ist er mit der WWU als Gastgeber zufrieden: „Münster hat eine Kultur der Gastfreundschaft. Die universitären Unterkünfte sind komfortabel, und es sprechen mehr Leute Englisch als zum Beispiel in Spanien.“ Hussaini Majiya möchte in Zukunft wiederkommen, um die Zusammenarbeit fortzusetzen, und er würde sich freuen, wenn auch Anzehla Galstyan ihn an seiner Universität in Nigeria besuchen käme.

Der internationale Austausch sei wichtig, denn die Gastwissenschaftler könnten ihre Erfahrungen in ihre Heimatländer bringen, Fähigkeiten weitergeben und die junge Generation beeinflussen. Und welchen Ratschlag hat er für Menschen, die neue Kollegen aus dem subsaharischen Afrika willkommen heißen wollen? „Sich morgens auf ein kurzes Gespräch einlassen. Das bedeutet viel in unserer Kultur“, sagt er.

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