Hilfe aus Danzig für das ‚Wolbecker Gehölz‘

Münster-Wolbeck. Sie gingen von Danzig aus und reichten doch bald bis Wolbeck: Am Mittwochabend schilderte ein Vortrag im Westpreußischen Landesmuseum im Drostenhof die Anfänge des staatlichen Naturschutzes in Preußen. Das betraf auch Wolbeck, das damals Teil der preußischen Provinz Westfalen war.

Hans-Jürgen KämpfertIm Zentrum des Dia-Vortrags im Rittersaal stand die 100 Jahre zurückliegende Gründung der „Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen“ in Danzig. Sein erster Leiter war der Direktor des Westpreußischen Provinzialmuseums in Danzig, Hugo Conwentz.

Geld hatte Conwentz kaum zur Verfügung. Doch mit seinem Wesen nahm er hochrangige Persönlichkeiten für sich ein, berichtete der Hans-Jürgen Kämpfert am Mittwoch.

Die Zusammensetzung des Westfälischen Provinzialkomitees für Naturdenkmalpflege lese sich wie ein „Who is who“ vom Anfang des 20. Jahrhunderts, meinte der Vorsitzende der Kulturstiftung Westpreußen: Den Vorsitz hatte Freiherr von der Reck von der Horst, Dr., Exzellenz Staatsminister Oberpräsident der Provinz Westfalen.. Und der Oberbürgermeister von Münster, Dr. Mathias Jungeblodt, gehörte auch dazu. Professor Landois, Gründer des münsterischen Zoos, berichtete an Conwentz. Es kam auch zu einer Unterschutzstellung des   „Wolbecker Gehölzes“, so Kämpfert. Was damit genau gemeint war, konnte Kämpfert nicht berichten.

Den Begriff „Wolbecker Gehölze“ kenne er auch nicht, meint Bernhard Roer, der Vorsitzende des Heimatvereins Wolbeck. Aber es könne schon der Tiergarten gemeint sein. Die dortigen Eichen seien für ihre Qualität bekannt. Bei Furnier Hamsen habe man ihm gesagt: So gute Eichen wie in Wolbeck gibt es außer im Paderborner Raum in ganz Deutschland nicht.

Karin Gernholt tippte ebenfalls auf den Tiergarten. Es könne aber auch der Bereich plattdeutsch „Kerklink Holt“ genannte Bereich Kelling Holz gemeint sein, der an der Alverskirchener Straße beginnt und sich zwischen der Seufzer-Allee und dem heutigen Club 66 bis zur Angel erstreckt. Dahinter beginnt der Tiergarten, ein zu bischöflicher Zeit eingezäuntes Areal.

Anlass für Schutz gab es, wie Bernhard Bussmann aus einem 1979 im  „Westfälischen Heimatkalender“ erschienenen Artikel berichten konnte. Der wertvolle Baumbestand war Ende des 19. Jahrhunderts größtenteils abgeholzt, so der Autor Dobelmann. Dabei  sei der Wolbecker Tiergarten durch die seltenen Flechten in biologischen Fachkreisen weit über Deutschland hinaus bekannt gewesen. Ein münsterischer Professor der Botanik, Zopf, sorgte sich Conwentz gegneüber am 21. Juli 1906, „bei weiter fortschreitender Nutzung des zur Oberförsterei Münster gehörigen Wolbecker Gehölzes“ würden „die auf den alten Eichen, Rotbuchen Weißbuchen, Eschen usw. wachsenden Flechten, welche ein wertvolles Studien- und Unterrichtsmittel bilden, weniger oder mehr vernichtet“. Schon im Dezember stellte die Staatsforstverwaltung Berlin einen Teil des Reviers Münster, Schutzbezirk Wolbeck, Distrikt 74a“ unter Schutz.

Wolbecker Holz war immer wieder begehrt. Viel gutes Holz ging in die Papenburger Schiffswerften. Ende des 18. Jahrhunderts hatten die Ideen der Französischen Revolution bei Wolbecker Bürgern zu einer kleinen Revolution geführt: Man verlangte freien Zugriff auf das Holz. Erst der zweite Einsatz von Militär beendete die Revolte. Nach dem II. Weltkrieg, berichtet Bussmann, genehmigte der Förster den Wolbeckern, sich hier Holz zu holen, vor allem Pappeln. 1952 wurde der Tiergarten  in seiner Gesamtheit zum Landschaftsschutzgebiet erklärt, ein Teil davon, 4,5 Hektar groß, zum Naturschutzgebiet. Dabei geht es um die Naturwald-Zelle.

Die Kabinett-Ausstellung wird bis zum 28. Januar gezeigt, informierte Martin Steinkühler vom Westreußischen Landesmuseum, der die Ausstellung als Kurator betreut. Führungen lassen sich arrangieren: Tel. 0 25 06 / 8 10 12-0.