Herrin über 200 Männer: Wolbeckerin gestaltet und sammelt Big-Jim-Spielfiguren

Münster-Wolbeck. Nscho-Tschi ist die einzige Frauen-Puppe bei Martina Heuschen. Dicht an dicht stehen  stattliche Männer an der Seite von Winnetous Schwester im Regal, fast alle sind Figuren aus der Reihe „Big Jim“ der Firma Mattel. Stattliche 25 Zentimeter hoch sind die Figuren des Action-Helden der 70er Jahre.

Martina HeuschenZum Spielen mit den Figuren kam Heuschen als Kind, auch, weil es in der Nachbarschaft in Aachen nur Jungen gab. Später wanderten der Rad fahrende Big Jim, zur Olympiade 1972 auf den Markt gebracht, mitsamt dem Camping-Wagen auf den Dachboden. Als ein Bekannter ihr riet, es für einen Verkauf mit eBay zu versuchen, fand sie Interesse am Sammeln; Start eines nun fünf Jahre alten Hobbies neben Lesen und Strategiespielen.

So wie sie es betreibt, ist es mehr als Sammeln und Handeln. Der Wert der Auktionsplattform eBay hat in Heuschens Augen seit anderthalb Jahren sehr gelitten. Die Gebühren seien hoch und viele Angebote nicht eben günstig. Dennoch: Andere Auktions-Plattformen für die Big Jims seien Mangelware. Für Sammler wie sie liegt das Tauschen mit Gleichgesinnten näher. Da verschickt sie einen Dreispitz an einen, der den Barbossa aus „Fluch der Karibik“ basteln will und bekommt im Gegenzug Material für Kleidung.

Sammler-Typen

Mehrere Lager gibt es unter den Sammlern, unter denen recht wenige Frauen sind: Die Nicht-Auspacker lassen alles, wie es ist. Originalverpacktes erzielt auch hohe Preise. Puristen belassen die Figuren, wie sie sind. Heuschen dagegen zählt zu denen, die auch mal etwas ändern oder Neues schaffen. Big Jim im umgespritzten Sportwagen Da wird eine Weste genäht oder ein Mantel, auch an den Haaren bastelt sie, etwa mit dem recht komplizierten zu handhabenden Samtstaub. Auch einen eigentlich Barbie gehörenden Sportwagen hat sie umgespritzt. Der Aufwand ist nicht ohne. Manche Bastler sind vom Fach: Einer war bei den Babelsberger Filmstudios Experte für Spezialeffekte. Für die Utensilien greift sie auf Zubehör aus anderen Puppen-Serien zurück.

Eigen-Kreationen vom Hunnen bis zum Mongolen

Das Ergebnis reicht über das Angebot der Serie hinaus: Ein Hunne und ein Mongole, britische und französische Soldaten stehen schmuck hinter Glas neben einem für seinen Ruf zu freundlich guckenden Kapitän Ahab mit Holzbein. „Die selbst ‚gemachten’ Figuren oder Köpfe nennt man unter uns Sammlern ‚Custom-made’ oder kurz ‚Custom’“, erläutert Heuschen. Sich selbst stuft sie als Sammlerin „im unteren bis mittleren Bereich“ ein. Etwa 160 Big Jims stünden im Regal. Ihr finanzielles Engagement begrenzt sie auf das Taschengeld; eine weitere Grenze beim Zuwachs zieht der Platzbedarf. So ruhen viele der Helden in Schubladen und auch anderes bekommt wenig Licht, so der Segel-Katamaran oder die Skisprung-Schanze.

Internationale Kontakte unter Sammlern

Old Shatterhand neben einem britischen KolonialsoldatenInternational sind  die Kontakte unter Sammlern, für die Heuschen ihren Internet-Auftritt auch in Englisch betreibt. Ende Oktober treffen sich einige Sammler aus dem Bundesgebiet in Münster.

Sich mit anderen Interessierten selbst Geschichten auszudenken, das gehört auch zum Repertoire. Dazu gehen die Puppen auch mal auf Wanderschaft.

Produziert wurde bis in die 80er Jahre weltweit, aber mit unterschiedlichen Standards. Die beste Qualität kam aus Hong Kong, erzählt Heuschen. Bei einigen anderen verfärbten sich im Laufe der Jahrzehnte Arme und Gesichter ins Gelbe oder Grüne.

Das Besondere am Big Jim

Barbie-Puppen stehen nicht in den Regalen des Arbeitszimmers. Als Big Jim Anfang der 70er Jahre auf den Markt kam, war Barbie schon einige Jahre alt. Anders als die damalige Barbie, eher ein unbeweglicher „Kleiderständer“, war der Action-Held mit zahlreichen Gelenken ausgestattet. Sitzen und Knien war möglich. Und der rechte Arm konnte etwas. Beim einen war es ein Karate-Schlag, beim Pirat eine ausfahrbare Hakenhand. Die mexikanischen Lizenznehmer statteten ihr Modell mit einem bionischen Arm aus.

-> Internet: bigjimgirl.kilu2.de