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Haiku – aus der Stille, in die Stille

Haiku - aus der Stille, in die Stille

Haiku-Kenner: Gerhard Stuckstätte im AWO-Treff Wolbeck. Foto: A. Hasenkamp.

Münster-Wolbeck. Ein Haiku kommt aus der Stille – und verschwindet wieder in ihr: Über das Wesen des tief in der japanischen Kultur verankerten „Kurzgedichts“ sprach am Donnerstag im AWO-Treff Wolbeck Gerd Stuckstätte.
„Es ist eine andere Welt“, nämlich „eine Kultur der Stille oder des Schweigens“: Der Haiku sei nicht für das Aufschreiben und die Ewigkeit gemacht, nicht für die Öffentlichkeit, sondern aus dem Moment und für den Moment, für den Einzelnen im Verborgenen. „Er kommt aus dem Nichts und geht ins Nichts zurück, er wird in den Wind gesprochen“, sagte Stuckstätte: So sei sein Vortrag „dem Wesen des Haiku nicht gemäß“, auch Bücher mit Haikus nicht. Aber es gebe Menschen, die da eine Ausnahme machten. Im Publikum waren mehrere, die Haikus lesen oder dem Partner vorlesen. Kurz genug sind Haikus dafür allemal: Die von den Spezialisten am häufigsten genutzte Länge seien siebzehn Silben in drei Reihen. Andere Längen seien möglich. Es gehe um die kurze Botschaft, eine Impression, das Weglassen des Überflüssigen, eine Befreiung von Zerstreuung.
Dabei stehen dem Übersetzen etwa vom Japanischen ins Deutsche viel im Wege, vor allem die andere „Denke“. „Kant auf Japanisch? Geht nicht.“ Die Kategorien seien andere. Wo Europäer in Gegensätzen denken wie „Verstand“ und „Gefühl“, denkt der Japaner in der Einheit und im Kosmos, zirkulär statt linear. Stuckstätte appellierte jedoch, auch in der europäischen Geschichte nach Ideen von Schweigen und Ganzheit zu suchen. Die Karthäuser-Mönche oder Trappisten mit ihrem gemeinsamen Schweigen erinnerten daran, dass Geistesverwandtschaften existierten. Der Niedersachse Wilhelm Busch habe buddhistische Schriften „tief in sich aufgesogen“ und auch das Denken des Franziskus sei zu beachten.
Stuckstätte animierte die Gäste zum Verfassen eines Haiku. Beate Weinert hatte einen zu ihren Kuchen getextet, Marlene Benter-Camen einen zum Einspringen Stuckstättes für einen verhinderten Musiker.

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