Große Unterschiede bei Kenntnissen und Fähigkeiten

Zuletzt aktualisiert 21. April 2016 (zuerst 20. April 2016).

Münster-Wolbeck. An einer Schnur aufgereiht grüßt ein Dutzend Gemälde die Gäste des Frauentreffs in der Christus-Kirche: Gemalt von Kindern aus Flüchtlingsfamilien, die in Wolbeck wohnen. Von Flüchtlingen in Wolbeck erzählten Bärbel und Gerhard Canstein, zwei von vielen Helfern, die sich ab 2013 ehrenamtlich für und mit Flüchtlingen beschäftigen. Aus deren Kreis stammt auch, was auf den Tischen für das Dutzend Gäste bereitsteht: Kuchen und Gebäck aus Aserbaidschan, Syrien etc.

Er habe zu Beginn angeboten, Mathematik zu unterrichten, erzählt Canstein. Nein – Deutsch lernen, das bräuchten die Menschen, habe die Sozialarbeiterin erwidert. Gewaltig ist die Spannbreite an Vorwissen, mit denen sich die ehrenamtlichen Deutschlehrer bei den Menschen aus Ghana, Aserbaidschan, Syrien oder Palästina konfrontiert sehen: Von Analphabeten bis zum schnell lernenden Hochschul-Absolventen, der schnell (zu) schwierige Fragen stellt, von der Autodidaktin mit großem Problem bei der Aussprache bis zum nur praktisch Veranlagten. Teils ist der Lernwille groß, teils enttäuschend, berichten Cansteins. Manches erkläre sich aus Traumata.
Einige Flüchtlinge sind ungewöhnliche Wege in eine Arbeitsstelle gegangen: Da scheiterte die Ausbildung, aber der Kandidat arbeitet nun als „Zimmermädchen“ in einem Hotel in Münster – und ist stolz, dass er nun Steuern zahlen kann. Ein Polsterer aus Afrika scheitert im aufnahmewilligen kleinen Unternehmen an mangelnden Deutschkenntnissen – ein Aufruf in der Branche führt ihn in ein größeres Unternehmen in Nottuln, das besser mit dem Problem fertig werden kann. Und noch eine zweite Stelle schafft, für eine taubstumme Frau.
Unter den Muslimen seien ihnen wenige als praktizierend aufgefallen. Christen gibt es unter ihnen auch, auch ein muslimisch-christlich-orthodoxes Paar. Religiös bedingte Reibungen gebe es im neuen Flüchtlings-Wohnheim. Groß ist das Problem des beengten Wohnens – „die billigen Wohnungen, die gibt es nicht.“ Einige haben dennoch Wohnungen gefunden. Bedrückend sei, das einige Kinder noch keinen Platz in einer Schule haben – „und er möchte so gerne“.

Die Cansteins haben Freunde gefunden, „überwältigende Gastfreundschaft“ – „sie möchten uns etwas zurückgeben, einfach aus Dankbarkeit.“
Der Frauentreffen findet normalerweise am dritten Donnerstag eines Monats statt. Was betrifft uns in Wolbeck, was interessiert uns allgemein – davon lassen sich die beiden Organisatorinnen, Susanne Walter-Fritzen und Ingrid Bangert bei der Themensuche leiten. Es dürfe ruhig auch mal ein Mann kommen. Am 25. Mai spricht  Rainer Wagner über den Hitler-Attentäter Georg Elser, die nächsten Veranstaltungen sind nach einer Mai-Bowle bei Ingrid Banger ein Ausflug zur Beginen-Gemeinschaft in Essen und das Thema Heilkräuter. Parallel gibt es in der Christus-Kirche  Veranstaltungen der Frauenhilfe.
Gemaltes von Flüchtlingen in Wolbeck gab es auch. Die Referenten Gerhard und Bärbel Canstein mit der Gastgeberin des Frauentreffs, Susanne Walter-Fritzen (l.). Foto: anh.