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Goethe kam nicht nach Angelmodde

Goethe kam nicht nach Angelmodde 2

Was Goethe 1792 nach Münster zog, davon berichtete Karl Hagemann in Wolbeck. Foto: A. Hasenkamp.

Münster-Wolbeck. Nicht Münsters wegen kam der Geheime Rat nach Münster, sondern wegen der Fürstin Amalie von Gallitzin und ihres Kreises: Goethe schätzte das Gespräch auf hohem Niveau, das zog ihn 1792 auf dem Rückweg von Frankreich, wo preußisch-habsburgische Truppen gegen Napoleon kämpften, nach Münster – statt Matsch, Kälte und Rückzug philosophischer Austausch. Im Hotel in Münster wartete nur ein Stuhl statt eines Bettes, der Aufenthalt mit der Fürstin in der Grünen Gasse verlief um so erfreulicher.

Goethe in Münster, nicht in Angelmodde

Von dieser Visite berichtete am Donnerstag im AWO-Treff Karl Hagemann, Autor des Buches „‘In diesem frommen sittlichen Kreise‘: Goethe in Münster“. Er spricht vom „Kreis von Münster“ – denn „familia sacra“ sei „ein sehr unglücklicher Begriff“. Bildungsreformer wie Bernhard Heinrich Overberg und Franz von Fürstenberg, der niederländische Philosoph Hemsterhuis, die Brüder Kaspar und Clemens August Droste zu Vischering, Friedrich Leopold Graf von Stolberg zählten zu dem Kreis, ideengeschichtlich bewegt man sich im Spannungsfeld zwischen Aufklärung und Katholizismus. Ein Treffen unter der Angelmodder Eiche, wie es das Gemälde von Theobald von Oer zeigt, hat es in dieser Kombination nicht gegeben. „Goethe kam nicht nach Angelmodde.“
Goethes Reise nach Münster zähle nicht zu den historisch-literarisch wichtigen, so Hagemann. Die Begegnung und die menschlich-denkerische Beziehung dagegen schon. Dass Goethe das Treffen am Herzen lag, dafür spricht schon, dass er die beschwerliche Reise auf sich nahm. Der briefliche Austausch brach nicht mehr ab, bis die Fürstin 1806 starb.

Hagemann war zum dritten Mal beim AWO-Ortsverein Wolbeck; hier hatte er auch sein Werk „100 prominente Münsteraner“ vorgestellt. Hagemann ist studierter Historiker, verfasste Bücher wie „Münster – Stadt der Kirchen“, war Redakteur bei den Westfälischen Nachrichten, Redakteur im Landesstudio des WDR und ab 1994 Pressesprecher des Bistums Münster.
Die zwei Dutzend Zuhörerinnen im AWO-Treff sind ein aufmerksames Publikum.
Nun reist Hagemann: Weitere Lesungen führen ihn nach Essen zum Goethe-Kreis, und nach Angelmodde: zu den „Heimatfreunden“ und ihrer Dauerausstellung zum Leben der ungewöhnlichen Fürstin.

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