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„Glitter“ als Folie für das eigene Künstler-Duo

Inszenieren ihre Verarbeitung von "Glitter": Thomas Bartling und David Kilinç (r.)

Inszenieren ihre Verarbeitung von "Glitter": Thomas Bartling und David Kilinç (r.)

Münster. Glitter nach außen und tiefe Blicke in die Psyche und Beziehungsdynamik – das Stück „Glitter“ vom und mit dem Kollektiv „Çakey Blond“ bot auf originelle Weise Zugang. Das Kollektiv ist das Künstlerduo Thomas Bartling und David Kilinç, das sich hier selbst thematisiert als homosexuelles Paar aus Künstlerin und Manager-Künstler. Als Referenz nutzen die beiden den Film „Glitter“ um die Karriere von Mariah Carey, deren viele Reibereien mit Partnern und Geschäftspartnern, auch zum häufig brutalen Musik-Geschäft. Carey wollte sich hier selbst neu erfinden, auch emanzipieren, scheitert aber.

Szenen des Films aus dem Jahre 2001 liefern ihnen immer wieder Stoff, die Beziehungen im „Kollektiv“ der beiden auszuarbeiten. Da sprechen sie ihren eigenen Text zum im Hintergrund projizierten Gespräch von Carey und Partner oder greifen anderes zur freien Verarbeitung heraus. Das so intensiv heterosexuell übersexualisierte Show-Geschäft persiflieren sie mit homosexuellen Fetischen auf einer auch dafür flexibel gestalteten Bühne, geschaffen von Kathi Sendfeld.

Sie eröffnen das Stück mit einer Art Tanz-Choreographie-Übung ohne Musik – darin erzählen sie von Careys Glitter-Film. Manches am komplexen Erzählen mit vielen Personen trägt eher wenig zum roten Faden bei, auch nicht alles an der Performance. Aber es involviert und erheitert viele Zuschauer, wenn eine Szene des Glitter-Films dadurch mit Schauspielern angereichert wird, dass ein gutes halbes Dutzende Zuschauer überraschend Rollen übergeben bekommt – ein insofern gelungener Kunstgriff der Performance-Künstler.

Spät treten die beiden vor die Zuschauer und jeder spricht lange über eigenes Denken und Verhalten, über die Unterschiede zum anderen, etwa in Bezug auf Kontakte in der Pandemie und das Werten menschlicher Wärme in Konflikt damit. Da kann das Publikum in anderer Weise mitreflektieren, nah am eigenen Alltagshandeln. Häufig gegensätzlich sind die zwei, und arbeiten und leben doch zusammen, künstlerisch und menschlich – keine geringe menschliche Leistung.

Gefördert hat die Koproduktion des Theaters im Pumpenhaus und des Bürg Hülshoff – Center for Literature das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, das NRW Landesbüro Freie Darstellende Künstler sowie die Kunststiftung NRW.

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