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Gewissen und Entscheidung: Zweimal „Sophie Scholl“

Premiere von „Name: Sophie Scholl“ als Klassenzimmer-Theaterstück in der Montessori-Schule

Münster. Sie hätte so gern einen Namen ohne diese Geschichte: „Sophie Scholl“, Jura-Studentin kurz vor dem Staatsexamen, soll vor Gericht die Wahrheit sagen – was ihre eigene Karriere behindern würde und die vieler Kommilitonen. Oder einen Betrug decken und eine Unschuldige belasten. Das Klassenzimmer-Theaterstück „Name: Sophie Scholl“ von Rike Reiniger sah seine Münster-Premiere am Donnerstag vor Schülern der Montessori-Schule. Was die Jura-Studentin so belastet, ist zum Teil das Vorbild der historischen Sophie Scholl – die für Freiheit und Wahrheit ihr Leben riskierte und dafür geköpft wurde. So weiß die moderne Sophie: „Wenn ich schweige, dann besonders laut.“ 

Die Schauspielerin Eva Dorlaß von den Bühnen Münster taucht im Ringen um eine Entscheidung tief in die historische Figur ein, macht sie lebendig als „normales Mädchen“, wie später eine Schülerin sagen wird, das tanzt und raucht, auch als eine, die Jungmädel-Scharführerin wurde, auf Hitler schwor. Spannend ist, wie sie nach und nach das Dilemma der heutigen Sophie aufdeckt.

Die gut 20 Schülerinnen und Schüler verfolgten das Solo-Spiel ohne Kulisse und fast ohne Requisiten etwa 50 Minuten lang aufmerksam und beteiligten sich intensiv am Nachgespräch – während der Rest der Schule schon hitzefrei hatte. „Am Anfang hatte ich echt keine Lust … aber es war echt gut“, so ein Schüler im Gespräch mit Theaterpädagogin Lina Lewejohann. Ob die heutige Sophie sich für die Wahrheit entscheiden würde, blieb absichtlich offen. Nein, vermutete ein Teil der Schüler,   eine Mehrheit vermutete: Ja. Für Dorlaß, für die die Premiere die zweite Aufführung vor Publikum in diesem Jahr war, gab es sehr kräftigen Applaus. Die Kinder hätten das Thema Nationalsozialismus bereits im Unterricht behandelt, so die Lehrerin Rebecca Krüger. Der Aufwand für die Schule sei in Ordnung gewesen, obwohl derzeit die intensive Notenfindung laufe.

In der nächsten Spielzeit ist das mobile Stück von Schulen zu buchen, im ganzen Münsterland. Geeignet sei es für Schüler ab der 8. Klasse, so Theaterpädagogin Lina Lewejohann von den Bühnen Münster. Das habe auch eine Generalprobe in einer Schule in Emsdetten gezeigt.

Die Bühnen Münster haben mehrere mobile Angebote. Eines war „Krieg. Stell dir vor, er wäre hier“ – das wegen Corona nur eine Aufführung erlebte, das andere die Mono-Oper „Musenstaub und Musenkuss“ für Grundschulen.

Das 2014 von Rike Reiniger veröffentlichte Theaterstück   “Name: Sophie Scholl sah seine Uraufführung am 29. Oktober 2014 im Landesgericht Wien. Deutsche Erstaufführung am 9. Juni 2015 im Memorium Nürnberger Prozesse, Schweizer Erstaufführung am 25. und 30. September 2017 im Jungen Theater Solothurn. Das Stück verknüpft den Gewissenskonflikt einer heutigen Jura-Studentin mit dem Leben der historischen Sophie Scholl. Es wurde ausgezeichnet mit dem Preis der Juristischen Fakultät der Universität Regensburg.  Name: Sophie Scholl ist im Klak-Verlag Berlin als Buch erschienen.

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