Gemeinsam für eine gute Pflegeausbildung  

Gemeinsam für eine gute Pflegeausbildung  
Sie tauschten sich mit Fachleuten über den aktuellen Stand der Pflegeausbildung aus: Karin Stritzke, Dr. Norbert Schulze Kalthoff, Roland Weigel, Sebastian Rott, Verena Schulte-Sienbeck, Cornelia Wilkens und Simon Pietschmann (v.l.). Foto: Stadt Münster, Heiner Witte.

Expertinnen und Ratsmitglieder in Münster diskutierten über Ausbildung von Pflegefachleuten / Weitere Verbesserungen möglich

Münster (SMS). Seit dem 1. Januar 2020 hat die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder Pflegefachmann die früheren Ausbildungsgänge zur Altenpflege und (Kinder-)Krankenpflege abgelöst. Jetzt kamen auf Einladung von Stadträtin Cornelia Wilkens mehr als 50 Expertinnen und Experten aus der schulischen und praktischen Pflegeausbildung zusammen, um sich mit Mitgliedern des Rates und Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung über die Umsetzung der neuen generalistischen Ausbildung und kommunale Handlungsbedarfe zur Stärkung der Pflegeausbildung auszutauschen.

In drei Diskussionsrunden wurde über die aktuellen Rahmenbedingungen der Pflegeausbildung, die kommunalen Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung der Ausbildung und die Zusammenarbeit diskutiert. Viele Aspekte der neuen Ausbildung wurden positiv bewertet, gleichzeitig aber auch noch Veränderungsbedarf festgestellt. Eine wesentliche Rolle für das Gelingen der Ausbildung spiele die Praxisanleitung vor Ort.

Im Bereich der kommunalen Handlungsmöglichkeiten wurden zum Beispiel die Themen preisgünstiger Wohnraum (Azubi-Campus), besseres ÖPNV-Angebot in den Randzeiten, Ausbau von fachspezifischen Sprachkursen oder die Willkommenskultur für Fachkräfte aus dem Ausland benannt. In Richtung des Gesetzgebers gingen die Forderungen, Hürden für die Erteilung von Arbeitserlaubnissen abzubauen und die Anerkennungsverfahren zu vereinfachen, aber auch der Vorschlag zur Modularisierung der Ausbildung. Letzteres soll ermöglichen, dass Personen, die eine Ausbildung zur Pflegefachkraft abbrechen, dennoch als Assistenzkräfte anerkannt werden können.

„Dieser gelungene Austausch war informativ und konstruktiv. Wir werden ihn beizeiten wiederholen, um die weitere Entwicklung im Blick zu behalten und gemeinsam Handlungsmöglichkeiten zur Stärkung der Pflegeausbildung auszuloten“, fasste Sozialdezernentin Wilkens zusammen. Die Stadtverwaltung dokumentiert die Ergebnisse und wird dem Rat Vorschläge zur weiteren Bearbeitung des Themenfeldes machen.

Mit insgesamt acht Pflegeschulen, dem dualen Studiengang Pflege und vielen Trägern der praktischen Ausbildung, wie den stationären Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern und ambulanten Pflegediensten, ist die Bandbreite der Ausbildungsmöglichkeiten in Münster groß. „In Münster gibt es pro 163 Einwohnerinnen und Einwohnern einen Ausbildungsplatz in der Pflege“, erläutert Sebastian Rott von der Bezirksregierung Münster in seinem Vortrag zu Stand und Entwicklung der Pflegeausbildung in Münster. Mit diesem Wert stehe Münster im Vergleich sehr gut da. Eine große Herausforderung zeige sich jedoch in dem bestehenden und sich zuspitzenden Mangel an Lehrkräften.

Simon Pietschmann vom Jobcenter der Stadt Münster machte in seinem Vortrag zur Arbeitsmarktsituation in Münster deutlich, dass es derzeit in vielen Arbeitsfeldern einen hohen (Fach)Kräftebedarf gibt und die Ausbildungssuchenden die Qual der Wahl haben: „Die Arbeitgebenden müssen sich intensiv damit auseinandersetzen, was sie für die Bewerberinnen und Bewerber attraktiv macht.“

Vertreterinnen der Pflegeschulen, der FH Münster und der praktischen Ausbildung in unterschiedlichen Arbeitsfeldern sowie ein Auszubildender gaben im Rahmen kurzer Interviews Einblicke in ihre Tätigkeitsbereiche. Hier wurde unter anderem herausgestellt, dass die Alten- und Krankenpflege im Zuge der generalistischen Ausbildung viel voneinander lernen können. Der Auszubildende Jan-Erik Rauhut berichtete von seiner Entscheidung, den Beruf zu wechseln und in die Pflege zu gehen: „Ich habe immer etwas zu erzählen. Kein Tag gleicht dem anderen.“