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Gefühls-Achterbahn und Bitteres mit wandelbarer Stimme inszeniert

Sandra Botor brilliert auf Gut Brückhausen mit Thomas Kraß

Alverskirchen. Die Kunst macht manches leichter erträglich, deckt aber auch manches auf, könnte man nach dem Programm „Ehe, Männer & andere Katastrophen“ denken: Das boten die Sängerin Sandra Botor und der Everswinkeler Pianist Thomas Kraß am Samstag auf Gut Brückhausen.Es drehe sich um Männer, sagt Botor, dass tue es ja sonst auch – und geht es um Liebe und anderes in Beziehungen, sich Anbahnenden oder Dahinschleppenden. Das Thema ist nicht neu, das Eröffnungslied „Männer“ – „Männer sind unersetzlich“ – bestens bekannt, dito das dezent modernisierte „Kann denn Liebe Sünde sein?“ – was das Duo „Red Head Redemption“ dann aufbietet, versetzt doch in Erstaunen, Erschrecken und vielfach in Entzücken. Das Liebeslied handelt oft vom Liebesleiden, von Tragik und Abgründen, etwa in „Die zersägte Dame“, in „Meine Ex (plodierte Freundin)“ von Den Ärzten, und gern was aus Punk oder von Georg Kreisler – da weiß man, was man zu befürchten hat, böse Lieder – „Bidla Buh“. Solchen exquisiten Stoff bringt das Duo auf die Dielen in Gut Brückhausen, und wie.

Die Quelle des Entzückens ist vor allem diese Sängerin, die ihre Lieder verkörpert. Vom Fuß bis in die Fingerspitzen, den Gesichtszügen, die die in viele Richtungen tanzen, vom strahlenden, gewinnenden Lächeln bis zum Entgleisen, dem charmanten Anschmachten, dem gewinnenden Lächeln bei starkem Tobak bis zum koketten Hüfteinsatz. Ihre Stimme greift scheinbar nach Belieben vom Keller-Bass bis in schrille Höhen alles ab, was ein Lied verlangt. Etwa bei „Diamant“ von Rammstein.

Ihr instrumentales Pendant findet Botor auf Gut Brückhausen im Everswinkeler Pianisten Thomas Kraß. Bei ihnen harmonierte es musikalisch, aber Kraß baut sich auch sonst in den Gesangs-Stoff ein, ob er zum Akkordeon greift oder sein Haupthaar als Anschauungsmaterial für ein Lied enthüllen lässt.

49 Gäste passten in den Saal – es war die besucherstärkste Veranstaltung des Jahres 2021 -, zwei Männer mit „Peter“ im Namen sahen sich besonders eingebunden, dazu einer mit der Botor’schen Erfindung einer Fühl-Hand am Stock. Doch auch die anderen gingen hörbar mit und spendeten reichlich Applaus. Auch nach zwei Zugaben an diesen vergnüglichen und künstlerisch beeindruckenden Abend.

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