Gartenbauzentrum richtet Werker-Olympiade erstmals in Wolbeck aus

Münster-Wolbeck. Wenn die Werker-Olympiade ruft, heißen die Disziplinen Schaufel-Eierlauf, Schubkarren-Rennen und -Montag, Riechspiel und Kiesstaffel. Die Olympioniken sind lernbehinderte Auszubildende im Gartenbau. 

Meist findet die Werker-Olympiade beim Diakoniewerk Duisburg statt, einer von sieben Trägern dieser Berufsausbildung, die sich am Freitag an der Werkerolympiade beteiligten, die zum ersten Mal im Wolbecker Gartenbauzentrum stattfand. Andere Werker werden in privaten Betrieben ausgebildet, sind hier aber hier nicht beteiligt. Nun kam Vinzenz Winter, Leiter der Überbetrieblichen Ausbildung im Gartenbauzentrum Wolbeck, gern dem Wunsch der Werker aus Westfalen entgegen, einmal weniger weit fahren zu müssen. Für viele war Wolbeck zugleich Station einer der drei dreitägigen Ausbildungsmodule im Gartenbauzentrum, die zur Ausbildung gehören, zusätzlich zu zwei weiteren Tagen in Wolbeck.

Die Ausbildungsordnung ist klassisch, dauert drei Jahre, das Praktische wird stärker gewichtet als das Theoretische. Voraussetzung für das Mitmachen ist eine anerkannte Lernbehinderung. Der betriebliche Ausbildungsplan für die Berufsausbildung zum Werker / zur Werkerin im Gartenbau Fachrichtung Garten- und Landschaftsbau umfasst etliche Seiten, reicht vom Natur- und Umweltschutz; rationelle Energie- und Materialverwendung über Böden, Erden und Substrate hin zu Maschinen, Geräte und Betriebseinrichtungen; Materialien und Werk. Hinzu kommen gartenbauspezifische Inhalte, etwa das Ausführen von Erdarbeiten sowie Be- und Entwässerungsmaßnahmen. Die Fachrichtungen reichen vom Baumschul-Bereich bis zur Friedhofsgärtnerei.
Manche Werker „sind praktisch besser als viele andere“, sagt Winter anerkennend. Einige machen nach verkorksten Schulanfängen ihren Weg doch noch, gehen nach anderthalbjähriger  Ergänzungsausbildung den Weg in die Vollausbildung. Derzeit ringen die Werker um eine Tarifordnung für ihre Stufe der Qualifikation.

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Unweit der Prüfung der „Tree Worker“ stehen in der Mittagszeit noch zwei letzte Gruppen beim „Riechspiel“. Sie mussten an zehn blickdichten Säckchen möglichst viele Gerüche erkennen – sechs schafften die Gruppen im Schnitt. Gerade ging es für eine Gruppe bei Hagebutten und Fenchel daneben. „Wenn ich euch sage, was das ist“, meint Sonja Waid, Pädagogin im Gartenbau beim Diakonischen Werk, dann wird euer Weltbild ein anderes, eure Gewohnheiten“. Denn was da so unangenehm müffelt, ist Hopfen fürs Bier.  Rege tauschen sich die Werker über die Gerüche aus; für die Olympiade sind die 86 Teilnehmer aus sieben Bildungsträgern durcheinandergewürfelt worden. Das Inab – Unternehmen für Bildung aus Lüdenscheid ist dabei, die Evangelische Jugendhilfe aus Schweicheln bei Bielefeld, das Kolping Bildungszentrum BFZ Hamm, das Diakonische Werk – Arbeit und Bildung  aus Gelsenkirchen, Agricola e.V. aus Dortmund und die FAA Ahlen. „Das ist doch so'n Zeug, das auf die Pizza kommt, ja – Oregano“ – da liegt er ebenso richtig wie bei der Zitronenmelisse. Beim Zimt liegen alle richtig; Scheinquitte und Zitronenmelisse sind schwieriger. Auch Waids Kollege, Ausbilder Stephan Schittkowski, macht Andeutungen – die Lösungen müssen sie selbst finden. Der Arbeitskreis Werker, erläutert er der Presse, soll die Werker wissen lassen, dass auch sie „eine Lobby haben“. Und er soll die Qualitätsstandards hochhalten.

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Fotos der Woche 1.-8.10.2011