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Fürstin Gallitzin von nationaler Bedeutung, aber in Münster unter Wert behandelt

Münster-Angelmodde. Die Grabplatte der Fürstin Amalie von Gallitzin ist wieder in Angelmodde, an einem Ehrenplatz im Gallitzin-Haus, knapp fünfzig Meter nur von ihrem Grab entfernt. Am Freitag übergaben Vertreter des LWL-Landesmuseums in Münster die Dauerleihgabe den Heimatfreunden Angelmodde.

Heimgekehrt nach Angelmodde

Zeit für Würdigungen: Die Gräfin sei „als Freundin von Goethe von nationaler Bedeutung“, so Gerd Dethlefs, Landeshistoriker für Westfalen, und „der Ort des Gedenkens ist in Angelmodde“. Dethlefs erläuterte auch den ideengeschichtlichen und biografischen Hintergrund der Inschrift, die mit einen Stück des Philipper-Briefes beginnt. Ethisches, am Nächsten orientiertes Handeln sei der Fürstin wichtig gewesen und sie stehe als „Lichtgestalt des westfälischen Katholizismus“ für eine gelungene „Verbindung von modernem Individualismus mit Gläubigkeit“.
Der Leiter des Landesmuseums, Dr. Hermann Arnhold, sieht die Leihgabe als „Ehrbezeugung“ für den Verein Heimatfreunde Angelmodde, dessen 170 Mitglieder„strahlten viel Begeisterung aus“ und würden das Gallitzin-Haus fast allein unterhalten: „Die musste hierher“, so Arnhold, „die Grabplatte könnte nirgendwo anders präsentiert werden“. Die Aktion zeige, das das Landesmuseum auch etwas für die Region tue. Das Landesmuseum hat selbst noch Exponate zur Fürstin, etwa die Silhouette.
Initiator der Heimkehr ist Jochen Brück. Er hatte vor 30 Jahren im Landesmuseum recherchiert und den Gedanken nicht mehr aufgegeben. Rückenwind für die Initiative der Heimatfreunde beim Landesmuseum hatte der Landtagsabgeordnete Thomas Sternberg gebracht. Er bezeichnete sich selbst „nur als Briefträger“ und lobte die Heimatfreunde, für sie habe er den „allergrößten Respekt, seit ich sie kenne“. Die Fürstin werde „in Münster nach wie vor unter Wert gehandelt“. Das liege vielleicht an ihrer Verbindung zu Johann Georg Hamann, evangelisch, oder daran, dass sie eine Frau gewesen sei. In Angelmodde aber sei sie immer hochgehalten worden. Die Fürstin sei „eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Geschichte unserer Stadt“.
Der Vorsitzende der Heimatfreund, Georg Volbers, sprach von einer „sagenhaften Freude, das wir dieses für uns und Angelmodde wichtige Stück wieder bei uns haben“. Mit einer Dauerleihgabe hätten sie nicht gerechnet, das sei „eine noble Geste“.
Die Platte stammt aus dem Jahr 1806 und hat die Maße knapp ein Meter mal 1,75 Meter, sie ist 14 Zentimeter dick. Das Material ist Baumberger Sandstein. Restauratorin Jutta Tholen festigte die Platte vor dem Transport, den Fabian Janning, Steinmetz-Meister aus Angelmodde, übernahm.

Chronologie der Grabplatte:

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