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Für Liebhaber der Orgel

Jazz auf Latein 2

Schnell daheim an den Besonderheiten der Orgel von St. Nikolaus: Simon Brüggeshemke. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Münster-Wolbeck. Liebhaber der Orgel kamen diesmal auf ihre Kosten beim Konzert von Simon Brüggeshemke am Sonntag in der Kirche St. Nikolaus.
Brüggeshemke wählte für seinen Schlussteil Léon Boëlmanns getragenes, ruhiges „Priére à Notre-Dame“ aus der Suite Gothique op. 25, und Charles-Marie Widors rasante, virtuose Spieltechnik verlangende „Toccata“ aus der fünften Orgelsinfonie – Widors bekanntestes Werk und wohl eine der besten Versuche, zu beweisen, dass die Orgel dem Orchester ebenbürtig sein kann.
Die Orgel hat ein schönes Register „Flauto dolce“ – daher bot Brüggeshemke das „Capriccio sopra il Cucu“ von Johann Kaspar Kerll, im 17. Jahrhundert ein sehr bekannter Organist des Wiener Stephans-Doms, später weitgehend vergessen.

Dazu stand Bachs Präludium und Fuge G-Dur auf dem Programm, zwei Choral-Vorspiele von Buxtehude, drei Sätze aus Mendelssohn Bartholdys zweiter Orgelsonate und, selten zu hören, Sätze aus Beethovens “Fünf Stücke für die Flötenuhr” – eigentlich “Orgelwerk in einer Uhr”, konkret jene im Wachsfigurenkabinett des Grafen Joseph von Deym in Wien. Auf eine große Kirche spielt Louis Viernes „Carillon de Westminster“ an.
Als Zugabe gönnte Brüggeshemke das Finale der Ouvertüre aus Rossinis „Wilhelm Tell“ – ein schöner „Rausschmeißer“, zugleich eine Anregung, wieder in die Oper zu gehen und die Ouvertüre in der Instrumentierung eines Orchesters zu hören.
Dieser Sonntag war in Südost und Münster gespickt mit Konzerten; unverhofft groß war angesichts dessen das Publikum mit etwa 60 Personen, unter ihne auch einige, die noch deutlich jünger waren als der 1995 geborene Musiker selbst. Der Applaus war kräftig.
Brüggeshemke begann das Orgelspiel im Alter von zehn Jahren; derzeit studiert er bei Professor Tomasz Adam Nowak und spielt vor allem auf den Orgeln in St. Stephanus (neobarock ausgelegt) und St. Lamberti (universal ausgelegt) in Münster. Die Orgel von St. Nikolaus ist in den Worten von Kantor Thorsten Schwarte „eine Patchwork-Orgel“: Neun Register der Ott-Orgel stammen aus der Vorgängerorgel von Friedrich Fleiter aus dem Jahre 1894, zuletzt verändert wurde die Orgel 2014. Geeignet ist sie nicht zuletzt für Werke von Bach und Mendelssohn-Bartholdy, so Schwarte. Was ihr für Werke von Max Reger fehle, so Simon Brüggeshemke, sei ein Schwellkasten für ein fließendes Crescendo.
Das nächste kirchliche Konzert in Südost führt am 20.11. zum 17 Uhr zum Jubilar Mannborg-Harmonium in der Kirche St. Bernhard zu einem Konzert für Flöte, Harfe, Harmonium und Kontrabass. Eine Woche darauf sind um 16 Uhr in St. Nikolaus Cello-Suiten zu hören.

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