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Freibrief zum Mord für „Gute“

Freibrief zum Mord für „Gute“ 4

Doppelbödig? Anke Elsner liest im Gallitzin-Haus einen ihrer Kurz-Krimis. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Münster-Angelmodde (agh). Heike nervt mit Ausdauer, keiner sagt etwas, Mord-Optionen brodeln im Hirn nicht nur der Protagonistin – am Ende steht der Mord, der als solcher unentdeckt bleibt. Problem gelöst – so das Resultat der ersten Geschichte der Krimi-Lesung am Samstagnachmittag im Gallitzin-Haus.
Das Individuum ist das Problem in diesem Kurz-Krimi von Anke Elsner, wie mit der Axt haut die Autorin seinen Charakter. Ähnlich jener der anderen. Keiner spricht die Nervensäge darauf an, sie ergehen sich in Gewaltphantasien. Die Protagonistin, aus der Ich-Perspektive zu erleben, nutzt heimtückisch eine Allergie aus. Unfähig sind sie alle zum offenen Reden, fähig zum feigen Mord. Und die Moral von der Geschicht‘? „Warum reden, wenn man den Anderen auch umbringen kann“? Applaus der 13 Gäste im Gallitzin-Haus – so endet der erste der Krimis der studierten Soziologin Elsner.
Eine Viertelstunde lang wird ein Mensch stilisiert, dann darf die Mörderin sich auf der Seite des Guten fühlen – und im Einklang mit der Gesellschaft. Ob es in Elsners von ihr als doppelgesichtig charakterisierten Geschichten doppelbödig um eine (selbstkritische) Sicht geht? Eine Fährte dorthin war nicht erkennbar.
Der nächste Mord, bitte; Elsner stürmt weiter. „Es macht unheimlichen Spaß, die Leute zu ermorden. Man wird auch nicht zu Verantwortung gezogen“, so stellte Elsner ihre Krimi-Leidenschaft vor.
Als Elsner für einen Wettbewerb für den Agatha-Christie-Preis nominiert wurde, da habe sie „Blut geleckt“. Und wenn man es unter 600 Beiträgen als einer von nur 25 in eine Anthologie schafft … Das sei ihr seither etwa 14-mal gelungen. So war Masse genug da für einen Krimi-Nachmittag im Gallitzin-Haus. Eingeladen hatten die Heimatfreunde Angelmodde. Am Sonntag standen die derzeit dort ausstellenden Künstlerinnen zum Gespräch bereit.

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