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Frauenanteil in Leitungsgremien von Non-Profit-Organisationen

Wie sieht es bei Non-Profit-Organisationen beim Frauenanteil in Leitungsgremien aus? Frauen sind in Non-Profit-Organisationen (NPO) wie Stiftungen, Vereinen, Gewerkschaften und Wohlfahrtsverbänden stärker aufgestellt als in klassischen Unternehmen von Staat und Wirtschaft. Mehr als 75 Prozent der rund 2,3 Millionen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in diesem sogenannten Dritten Sektor sind weiblich.

Auf die Führungsebene wirke sich die Frauendominanz allerdings nur bedingt aus, ermittelten die Politikwissenschaftlerinnen Andrea Walter und Franziska Paul an der Universität Münster. Sie untersuchten die NPO mittels einer Online-Umfrage im Rahmen der Studie „In der Abseitsfalle? Frauen im Top-Management und im operativen Bereich im Non-Profit-Sektor in Deutschland“. In den Vorständen der befragten NPO liegt der Frauenanteil bei nur 38 Prozent, in den Geschäftsführungen bei 42 Prozent. Insgesamt beteiligten sich 479 Non-Profit-Organisationen an der Umfrage.

Erste Studie zum Frauenanteil in Leitungsgremien von Non-Profit-Organisationen

„Erschreckend hoch ist der Anteil von NPO, in denen es gar keine Frauen in den Führungsgremien gibt – jede fünfte Organisation hat einen rein männlich besetzten Vorstand, jede dritte Organisation nur Männer in der Geschäftsführung“, erläutert Franziska Paul. Besonders unterrepräsentiert sind Frauen in den obersten Führungsgremien in den Bereichen Sport und Bewegung, Interessenvertretung und Politik sowie Freizeit und Geselligkeit. Mit Blick auf die Gründungsjahre der Organisationen gibt es weitere Unterschiede: Jüngere haben tendenziell höhere Frauenanteile im Vorstand und in den Geschäftsführungen als ältere.

Anhaltspunkte dafür, warum Frauen zwar als Beschäftigte bei Non-Profit-Organisationen stark vertreten sind, aber wenig in deren Leitungen auftauchen, sehen die Wissenschaftlerinnen vor allem in folgenden Aspekten: Es gebe kaum Aufstiegsmöglichkeiten in den meist sehr kleinen Organisationen aufgrund weniger Hierarchieebenen. Die Leitungen seien personell kleiner aufgestellt, und es gebe viele befristete oder Teilzeit-Stellen, die meist von Frauen besetzt seien. „Dies beschneidet zusätzlich die Karrierechancen“, bilanziert Andrea Walter.

Gründe für geringe Präsenz von Frauen in Führungspositionen: Studie läuft

„Den konkreten Gründen für die geringe Präsenz in den Führungspositionen gehen wir nun im Rahmen von Interviews nach“, sagt die wissenschaftliche Leiterin des Forschungsprojekts, Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Annette Zimmer. Neben der Online-Umfrage gehören mehr als 100 Interviews mit Berufseinsteigern sowie mit Frauen und Männern aus dem mittleren und TOP-Management in NPO zum Forschungsprogramm. Dabei werden auch Personalverantwortliche zu Arbeitsbedingungen in NPO befragt.

Das Forschungsprojekt wird vom Bundesfrauenministerium gefördert. Hintergrund ist, dass bislang noch keine auf den gesamten Non-Profit-Sektor bezogene Studie zu den Arbeitsbedingungen und Aufstiegschancen speziell von Frauen vorliegt.

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