Fräulein Klarinette singt im Rittersaal

Fräulein Klarinette singt im Rittersaal
Zum Applaudieren standen die Gäste des Konzerts in der Loburg auf und ernteten drei Zugaben. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Münster. Breit ist das Spektrum der Literatur für Klarinette und Piano, das zeigte sich beim zweiten Schlosskonzert der Saison im Rittersaal der Loburg ganz nebenbei. Zwei hochkarätige Musiker waren aus Hamburg gekommen: Sabine Grofmeier an der Klarinette und Tobias Bredohl am Flügel.
Francis Poulencs Sonate für Klarinette und Klavier sucht seinesgleichen in der Welt der die Fantasie anregenden Erzählstücke. Was dem Komponisten da wohl durch den Kopf ging? Vielleicht eine Geschichte vom „Fräulein Klarinette“, so lautete das Motto des Konzerts. Grofmeier spielt auch hier mit großer Dynamik und Musikalität. Schon bei Poulenc zeigt sich, wie gut das Duo aufeinander abgestimmt ist, fein greifen die Klänge von Piano und Klarinette ineinander. Da beweist Bredohl großes Können und beschert Klavier-Genuss, auch ohne solo spielen zu müssen. Aber die Chance sollte er haben im Konzert „Das Fräulein Klarinette“, sagt Grofmeier, und so spielt Bredohl eine zweite musikalische Bereicherung des Konzerts: Zwei Sätze aus Josef Suks 1902 komponierten „Jaro – der Frühling“, nämlich „Der Frühling“ und „Das Lüftchen“, zwei Sätze, die Appetit machen auf die versprochenen drei weiteren des Tschechen, Schwiegersohn Bela Bartoks, in der zweiten Hälfte des Konzerts, denn sie malen lebendig ihr Thema aus, nach spätromantischer Art. Johannes Brahms Klarinetten-Sonate Es-Dur, op. 120, Nr. 2 bezaubert nach Poulenc und Suk mit ausgeglichen-meditativer Art. Leonard Bernstein setzt einen neuen Akzent, denn seine Sonate für Klarinette und Klavier endet jazzig. Dann darf die das „Fräulein Klarinette“ als Rosina singen, das „Una voce poco fa“ aus Rossinis Barbier von Sevilla. Das Furios-Virtuose scheuen Bredohl und Grofmeier nicht, sie inszenieren Béla Kovács‘ „Shalom Aleichem“.
Michael Bähr, Vorsitzender des veranstaltenden Vereins, freute sich, wieder einmal vor fast vollständig gefüllten Reihen zu stehen. Beide Musiker waren schon früher in der Loburg.
Kräftiger Applaus und die Spielfreude der beiden Interpreten bescherten dem Rittersaal drei Zugaben, vom spritzigen „America“ von Bernstein bis zum Lieblingsstück von Grofmeiers Mutter: „Immer kleiner“, einer humoristischen Klarinetten-Fantasie von Adolf Schreiner. Immer weiterer Stücke des Blasinstruments entledigt sich Grofmeier, überreicht sie zwecks Verwahrung galant den Gästen, bis nicht viel mehr bleibt als das Rohrblatt. Erstaunlich, was auch eine gestutzte Klarinette zu produzieren vermag.

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Sabine Grofmeier und Tobias Bredohl im Rittersaal. Foto: A. Hasenkamp, Fotograf in Münster.

Schon zur Eröffnung hatte Grofmeier die Klarinette in Szene gesetzt – die Musiker erschienen nicht gleich im Rittersaal, aus der Ferne hörte das Publikum einzelne Takte und Töne nahen.