Flüchtlinge und Integration: Christel Neudeck berichtet von Erfahrungen seit 1979

Flüchtlinge und Integration: Christel Neudeck berichtet von Erfahrungen seit 1979

Münster-Wolbeck. Vietnams Flüchtlinge und Wolbeck, 1979 und heute – der Vortrag von Christel Neudeck spannte am Donnerstag einen weiten Bogen im rappelvollen AWO-Treff in der Neustraße.
Hinter einem erfolgreichen Mann stehe meist eine kluge Frau, so Marlene Benter-Camen vom AWO-Ortsverein Wolbeck. Der Mann war Rupert Neudeck; die beiden begründeten 1979 die Rettungsaktion für Flüchtlinge aus Vietnam. Die Idee hatte er aus Paris. Durch schnell einlaufende Spenden aus Deutschland konnte ein Schiff, zunächst die „Port de Lumière“, im südchinesischen Meer Flüchtlinge vor dem Wasser und vor Piraten retten; als Kontingentflüchtlinge fanden sie Aufnahme in Deutschland. Mitunter war das schwierig, erzählte Neudeck, häufig half der Kontakt zum Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Ernst Albrecht.
Dann mussten die Neudecks erleben, dass Landminen die Bevölkerung gefährdeten und die Landwirtschaft gefährlich machten; eine ihnen bekannte Krankenschwester verletzte eine Mine schwer. Minen-Räumpanzer sollten her, das war schwierig. Da habe ihre elfjährige Tochter einen Brief verfasst an Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher: Der überzeugte und die Hilfsorganisation „Grünhelme“ kam ins Rollen, 1983.

Unter den gut 40 Gästen war auch eine ehemalige Englisch-Lehrerin des Gymnasiums Wolbeck. Sie erinnerte daran, dass auch in Wolbeck Vietnamesen Aufnahme fanden. Unter den Büchern, die Neudeck zeigte, war auch eines über Erinnerungen der Vietnamesen. 30 Jahre hätten sie gebraucht, um darüber schreiben zu können. In Kürze wird ein Denkmal für Rupert Neudeck enthüllt, das sein Profil zeigt. „Auf keinen Fall ein Denkmal, das passt nicht zu ihm“, das sei ihre erste Reaktion gewesen. Aber die Vietnamesen hatten so ein tiefes Bedürfnis, für den 2016 Verstorbenen etwas Besonderes zu tun, dass Christel Neudeck nachgab. Die Vietnamesen hätten sich „besonders gut integriert“. „Die Bildung war für sie ganz besonders wichtig.“ Wäre das bei allen so, „dann wäre es ja überhaupt kein Problem“, fügte sie im Blick auf die Gegenwart an.

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Marlene Benter-Camen wurde gefragt, wie sie denn Neudeck bewegt habe, nach Wolbeck zu kommen? „Ich habe ihr einfach geschrieben.“
Im Programm des AWO-Treffs geht es weiter am 17. Mai: „St. Petersburg – ein Mythos lebt“.