Münster-Wolbeck. Der Tiergarten ist ein kulturhistorisches Denkmal und sollte auch so behandelt werden. Das war ein zentrales Anliegen von Dr. Hans-Joachim Böckenholt, das er den Zuhörern im gut gefüllten Rittersaal des Drostenhofes am Donnerstagabend näherbrachte.
Den Ausschlag gaben kulturhistorische Aspekte, so Böckenholt in dem Vortrag „Der Tiergarten in Wolbeck – Ein fürstbischöfliches Jagdrevier“. Er sei wohl ein königlicher Forst gewesen, der dem Landesherrn zum Lehen gegeben worden sei. Die Landesburg prägte ihn: Die Hauptachse weist direkt auf den Standort der früheren Landesburg, von der auf Tripps Hügel nur ein Brunnen geblieben ist. Der Ausbau zur Residenz im 14. Jahrhundert und große Feierlichkeiten wie der Einzug Franz von Waldecks in Münster 1533 forderten auch den Tiergarten als Lieferant von Fleisch. Finkenjäger gab es, ein Pirschweg rund um die 288 Hektar half bei der Jagd auf Rot- und Schwarzwild und Geflügel. Die Angel lieferte Fische und Krebse. Vor allem der leidenschaftliche Jäger Fürstbischof Franz Arnold von Wolff-Metternich (1706 bis 1718) gestaltete aus dem Forst den Tiergarten,
Der Öffentlichkeit zugänglich wurde er mit der Übernahme durch die Preußen 1803. Als Domänenwald stand nun die Holzwirtschaft ganz im Vordergrund. 1904 bis 1912 gab es eine Kaffee-Wirtschaft im Jagdschlösschen nahe dem Teich, dem heutigen Biotop. Vom Wald profitierte Wolbeck dann in seiner kurzen Geschichte als Kurort. Den Bäumen im Park des Lackmannschen Kurhauses wurde schon an sich eine beruhigende Wirkung auf Nervöse zugesprochen.
Der Wald prägte schon das Wappen aus dem Jahre 1603 und erhielt sich bis in das am 12.02.1952 verliehene Wolbecker Wappen.
Den fast zweistündigen Vortrag, Teil des Jahresprogramms des Förderkreises Drostenhof zu Münster-Wolbeck e.V., lockerte Böckenholt mit zahlreichen historischen Karten und Zeichnungen auf.
Primär, so Böckenholt, sei der Tiergarten ein Kulturdenkmal. Dieses bedürfe besonderer Aufmerksamkeit und Pflege, betonte Böckenholt wiederholt. Das Vogelschießen jenseits des Walles mit dem damit verbundenen Druck auf den Wald sei keine Selbstverständlichkeit.