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Filmservice Münster.Land: Gewinn für Image und Wirtschaft

Von der „verrückten Idee“ zum Erfolgsprojekt

Münster (SMS). In Pandemie-Zeiten zeigt der Filmservice Münster.Land bei der Suche nach neuen Drehorten für Filmproduktionen in Münster und im Münsterland Improvisationstalent. Gefragt waren in den vergangenen zwei Jahren vor allem Drehorte, an denen Corona-konform gedreht werden kann. In anderen Fällen wurden die Zeitpläne angepasst.

So musste Antiquar Michael Solder im beliebten und belebten Kuhviertel bis Mitte Oktober auf seine Wilsberg-Familie verzichten. Eigentlich verwandelt sich das Lokal viermal im Jahr in das Antiquariat „Wilsberg“. Erst Mitte Oktober starteten die Dreharbeiten für die neuen Folgen „Disruptor“ und „Folge mir“, für die erstmals seit Pandemiebeginn wieder vor dem Antiquariat gedreht werden konnte. Zehn Tage war die Wilsberg-Crew im Herbst in Münster, auch bei den Dreharbeiten zu den Folgen 77 und 78 wurde das Fernsehteam wieder vom Filmservice Münster.Land unterstützt.

Gegründet als „Anlaufstelle für Filmschaffende“

Die „Anlaufstelle für Filmschaffende“, wie der Filmservice Münster.Land bei seiner Gründung 1999 noch hieß, betreut inzwischen viermal jährlich Wilsberg-Folgen und hat bislang insgesamt 76 Folgen der Serie begleitet. Dazu kommen 41 Folgen des Münster-Tatorts und 45 Spielfilme und Dokumentationen zu unterschiedlichen Themen. Zahlen, mit denen vor gut 20 Jahren niemand gerechnet hatte. Damals hatte die noch junge Filmstiftung NRW bei der Stadt Münster vorgesprochen. Die Dreharbeiten in NRW sollten ausgeweitet, die Städte und Gemeinden für die Anliegen der Filmcrews sensibilisiert werden. Das Anliegen – und die damit verbundenen Chancen für Image und Wirtschaft – stieß beim damaligen Leiter des Presseamtes (heute Amt für Kommunikation), Joachim Schiek, auf großes Interesse. Er hob mit Unterstützung von Rat und Verwaltung den „Filmservice Münster“ als eigene Anlaufstelle für Filmschaffende im städtischen Presseamt aus der Taufe. Ein Jahr später fusionierte die Stelle mit einem ähnlich ausgerichteten Service der „Aktion Münsterland“ (heute: Münsterland e.V.) und der Industrie- und Handelskammer Nord-Westfalen zum „Filmservice Münster.Land“. Dieser ist seitdem für Dreharbeiten im gesamten Münsterland zuständig, bis heute wird er dabei vom Münsterland e.V. unterstützt.

Für Stadt und Münster und Land positive Effekte

Für das Image und die Wirtschaft Münsters und des Münsterlandes ist die Arbeit des Filmservice ein Gewinn. Während bis 1999 gerade zwei Wilsberg-Folgen und nur selten ein Spielfilm gedreht wurden, haben sich Münster und das Münsterland mit Hilfe des Filmservice inzwischen zu einer florierenden Filmregion entwickelt. Prof. Dr. Bodo Risch, ehemaliger IHK-Hauptgeschäftsführer und von Seiten der IHK einer der „Gründungsväter“ des Filmservice Münster.Land, formuliert es so: „Aus einer verrückten Idee ist am Ende ein Erfolgsprojekt geworden: Der Filmservice hat für Stadt und Land spürbar positive Effekte. Einmal direkte und indirekte wirtschaftliche, die sich aus dem Filmdrehen und den eingekauften Vorleistungen ergeben. Zum anderen ein kaum zu überschätzender Imagegewinn, der die Region im Wettbewerb stärkt.“ So verlieh IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer im Jahr 2016 den Münster-Tatort-Machern den IHK-Ehrenpreis „Balance“ als Anerkennung der „besonderen Verdienste um die regionale Wirtschaft“.

Für Klaus Ehling, Geschäftsführer des Münsterland e.V., der dem Filmservice seit 20 Jahren unterstützend zur Seite steht, ist vor allem der Imagegewinn für das Münsterland wichtig: „Dank der Arbeit des Filmservice werden schöne, spannende und auch mal versteckte Orte im Münsterland nicht nur innerhalb der Region, sondern auch darüber hinaus bekannter. Das animiert die Menschen im Münsterland zum Urlaub vor der eigenen Haustür und macht unsere lebenswerte Region bei Touristen und Fachkräften noch beliebter.“

Wertvoll für die Region ist auch der so  genannte „Klebeeffekt“ bei den Dreharbeiten, also das Geld, das bei dieser Gelegenheit in der Region ausgegeben wird. Nach einer Erhebung der Firma Culturcon für den Filmservice Münster.Land aus dem Jahre 2002 bleiben 5000 bis 6000 Euro Tagesumsatz pro Drehtag bei TV-Produktionen wie Tatort und Wilsberg in Münster und dem Münsterland. Bei internationalen Kinoproduktionen wie „Spencer“ über Lady Diana, die im Sommer auf Schloss Nordkirchen und Umgebung gedreht wurde, können sogar 8000 Euro täglich angesetzt werden.

Zahlreiche „kriminelle“ Angebote im Programm von Münster-Marketing

Münster-Marketing hat mehrere „Kriminelle Angebote“ im Programm. Die Stadtführer k3, Stadtlupe und Stattreisen bieten wöchentlich zwischen 15 und 20 meist ausgebuchte Krimi-Touren in Münster an. „Für Gäste der Stadt steht das Thema Krimi ganz weit oben. Die kriminalistischen Angebote, die wir gemeinsam mit den Hoteliers und den Stadtführungsunternehmen konzipiert haben, sind unglaublich beliebt und werden ausnehmend gut gebucht“, so Bernadette Spinnen, Leiterin von Münster Marketing. „Mit dem Thema Krimi ist Münster bundesweit bekannt.“

Eine im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums 2017 durchgeführte Studie mit dem Titel „Wirtschaftliche Bedeutung der Filmindustrie“ bestätigt Spinnens Eindruck: „In den letzten Jahren haben sich Filme als Möglichkeit zur Bewerbung von Ländern und Regionen etabliert.“ Umgekehrt profitiert laut der Studie aber auch die Filmindustrie von den zahlreichen Dreh-Möglichkeiten, denn eine Vielfalt der Drehorte stärke den Filmstandort Deutschland im internationalen Vergleich.

Während die Stadt Münster selbst mit Mord und Totschlag bundesweite Aufmerksamkeit erregt, sind es im Münsterland eher die historischen Gegebenheiten, die die Filmemacher inspirieren. Auf Schloss Nordkirchen beispielsweise erzählt Dr. Birgit Beisch bei ihren „Smaragdgrünen Filmtouren“ von den zahlreichen Spielfilmen, die dort schon gedreht worden sind. Von der traumhaften Kulisse des „Westfälischen Versailles“ konnten sich in diesem Sommer auch die Kinobesucher in Frankreich überzeugen: „Spencer“ war beim Filmfestival in Cannes zu sehen. Da erschien Nordkirchen als englisches Schloss auf der vielbeachteten Festival-Leinwand.

Filmservice bietet Archiv möglicher Drehorte – „Locations“

Damit Münster und das Münsterland weiterhin in Cannes und Berlin, auf Kino-Leinwänden und TV-Bildschirmen zu sehen sind, erweitert der Filmservice beständig sein Archiv der möglichen Drehorte, auch „Locations“ genannt. Über 100 potenzielle Drehorte sind dort bisher aufgelistet, an 50 davon haben bereits Dreharbeiten stattgefunden (www.filmservice-muenster-land.de). Ergänzend zu dem Internet-Angebot sind bisher zwei Location-Broschüren entstanden, die dritte wird Anfang nächsten Jahres erscheinen. Nicola Ebel vom Filmservice der Stadt Münster hofft, dass sich die Pandemie-Lage im kommenden Sommer entspannt hat, und die Filmfans wieder bei den Dreharbeiten zuschauen können. „Schön wäre auch, wenn wir im kommenden Jahr wieder Kino-Premieren von „Tatort“ und „Wilsberg“ veranstalten könnten“, so Ebel.

Denn 2022 wird für die Krimi-Stadt Münster ein ganz besonderes Jahr: Dann feiern Boerne und Thiel ihr 20jähriges Jubiläum als Tatort-Ermittler. Der erste Münster-Tatort „Der dunkle Fleck“ war am 20. Oktober 2002 in der ARD zu sehen.

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