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Familienfreundliche Unternehmen: Gut für Firma und Mitarbeiter

Münster, 04.03.2008 (wid). Kinder toben mit Eimerchen und Schaufel durch Büros, Labore und Werkshallen, Halbwüchsige spielen Fangen. Dieses Bild lässt sich mit der familienfreundlichen Ausrichtung von Unternehmen nicht vereinbaren. Ferienangebote, Kita-Shuttle-Services, Arrangements für pflegebedürftige Angehörige aber sind bedeutende Maßnahmen, von denen Unternehmen – in Münster wie in anderen deutschen Städten – nachhaltig und langfristig profitieren.

Vom Shuttle-Service zum Kindergarten profitieren Unternehmen und Mitarbeiter

Zu diesem Ergebnis kommt eine jetzt in Münster veröffentlichte Studie im Zusammenhang mit dem „audit berufundfamilie“, eine Initiative der gemeinnützigen Hertie-Stiftung aus Frankfurt.

Steigert Image, senkt Fehlzeiten, verkürzt Dauer der Elternzeit, leichter Personal finden

Unternehmen steigern ihr Image, senken die Fehlzeiten ihrer Mitarbeiter, verkürzen die Dauer der Elternzeit und finden leichter Personal, lautet das Fazit. „Mitarbeiter geben das, was das Unternehmen in familienfreundliche Maßnahmen investiert, ganz schnell zurück“, betont der Geschäftsführer der in Frankfurt angesiedelten berufundfamilie gGmbH, Stefan Becker, mit Blick auf die Untersuchung des münsterischen „Forschungszentrum Familienbewusste Personalpolitik“ (FFP) und der Steinbeis-Hochschule Berlin. Diese haben über zwei Jahre insgesamt 61 deutsche Unternehmen untersucht, die durch ihre Teilnahme am „audit berufundfamilie“ ein starkes Engagement in familienbewusster Personalpolitik zeigen.

Kinder krank?

Werden Kinder krank, müssen berufstätige Eltern oft zuhause bleiben. Unternehmen können Betreuungsengpässe ausgleichen und die Fehlzeiten deutlich verringern: Innerhalb eines Jahres, so die Studie, ist sie von zirka 7,7 Prozent auf 5,7 Prozent gesunken.

Flexible Arbeitszeit-Regelung: Wyeth Pharma

Beispiel Wyeth Pharma: Das forschende Arzneimittelunternehmen bietet Mitarbeitern seit Oktober 2006 eine flexible Arbeitszeit-Regelung an. Die Aufhebung der Kernarbeitszeit erleichtere laut Personaldirektor Thomas Gartz die Integration der Kinderbetreuung in den Arbeitsalltag. „Das Abholen oder Hinbringen von Kindern in Kindergarten oder Schule oder auch das Wahrnehmen eines Termins beim Kinderarzt ist somit kein Problem mehr.“ Seit August 2007 bietet Wyeth zudem zehn Plätze in einer Kindertagesstätte in der Nähe des Firmensitzes an, optimale Voraussetzungen für die Kinderbetreuung sind gegeben. Gartz: „Wir können, denke ich, mit langfristigen Vorteilen für die Arbeitnehmer und für das Unternehmen rechnen“, betont Gartz: „Ziel unserer familienbewussten Personalpolitik ist die Stärkung der Motivation und Zufriedenheit unserer Mitarbeiter sowie die Senkung der Fluktuations- und Krankheitsquote. Und selbstverständlich ist unsere familienbewusste Personalpolitik neben den vielfältigen Aus- und Weiterbildungs¬möglichkeiten unseres Unternehmens auch reizvoll für Bewerber.“

Neue Zeiten – familienfreundliche Zeiten

Auch für Ursula von der Leyen sind „neue Zeiten angebrochen – familienfreundliche Zeiten“, erklärte die Ministerin bei der Auszeichnung der BASF Coatings AG Mitte 2007 mit dem Grundzertifikat der Hertie-Stiftung. Immer mehr Unternehmen würden erkennen, dass eine familienbewusste Personalpolitik ein Erfolgsfaktor für mehr Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit ist, so die Schirmherrin des „audit berufundfamilie“.

Individuallösungen – Antwort auf demografischen Wandel

Erstes ausgezeichnete Industrie-Unternehmen in Münster: BASF Coatings
Für die BASF Coatings, nach eigenen Angaben das erste ausgezeichnete Industrie-Unternehmen in Münster, ist das Gütesiegel ein wichtiges Instrument der Personalpolitik, betont Personalleiter der BASF Coatings, Dr. Axel Bode. Beruf und Familie zu vereinbaren heißt, qualifizierte Mitarbeiter langfristig zu binden, Know-how zu halten sowie qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Flexible Arbeitszeiten, Kinderferienfreizeiten, die Zusammenarbeit mit Familienservice bei Betreuungsfragen sowie die Erarbeitung von Individuallösungen sind die Antwort auf die demografische Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.

Individuelles Modell für Mütter nach der Elternzeit bei COMPO, Spezialist für Düngemittel

COMPO, Spezialist für Düngemittel, ermöglicht Müttern nach der Elternzeit, häufig ein Jahr, die Arbeit nach individuellem Modell – täglich fünf Stunden, vier oder auch nur zwei Tage in der Woche. Durch die Gleitzeitregelung können Mütter oder Väter das Kind vor der Arbeit in den Kindergarten bringen und nachmittags wieder abholen. Die Kernzeit beginnt erst um neun Uhr und endet um 15 Uhr. Personalreferentin Eva Lörcks: „Flexibles Zeitmanagement seitens des Unternehmens und seitens der Mitarbeiter ist ein wichtiger Baustein im Gebäude unserer familienbewussten Personalpolitik.“ Beispiel Krankheitsfall: Findet eine Mutter keine oder nur bedingt eine Betreuungsperson, bleibt sie zuhause oder arbeitet nur den halben Tag. Die Arbeitszeit gleicht sie an einem anderen Tag, an dem sie sonst frei hätte, wieder aus.

Zahl der auditierten Unternehmen stark angestiegen

In der flexiblen Arbeitszeit-Regelung und dem Serviceangebot für Familien sehen Unternehmen den größten Handlungsbedarf. Es ginge nicht mehr nur um die Betreuung der Kinder, vielmehr auch um die Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen wie Eltern und Schwiegereltern, so die Erfahrung von Stefan Becker aufgrund des demografischen Wandels. Wird ein Unternehmen über längere Zeit von der berufundfamilie gGmbH begleitet, dann gewinnen auch die Handlungsfelder Kommunikation, Personalentwicklung und Führungskompetenz an Relevanz.

Nutzen für Mitarbeiter und Unternehmen nicht zu beziffern

Indes kann man die lohnenden Faktoren für Mitarbeiter und Unternehmen zwar benennen, aber nicht beziffern: „Man kann nicht in Heller und Pfennig ausrechnen, was Maßnahmen im allgemeinen bringen. Da müsste man schon in jedes einzelne Unternehmen blicken“, so Stefan Becker. Obwohl sich Maßnahmen nicht durch betriebswirtschaftliches Einsparpotenzial ausdrücke lassen, habe die Zahl der Auditierungen von Unternehmen, Institutionen und Hochschulen in den vergangenen zwei Jahren massiv zugenommen. Erwartet werden kann, dass die Zahl der Unternehmen, die an der Untersuchung im Jahr 2008 teilnehmen, steigen wird. Stefan Becker: „Die Unternehmen sehen, wo sie mit ihrer familienfreundlichen Personalpolitik stehen, und auf welchem Level sich andere befinden.“

 {xtypo_sticky} Siehe zur Verbreitung familienfreundlicher Angebote auch den Bericht der tagesschau vom 03.04.2007 : Familienfreundliche Firmen: Bei vielen Mittelständlern passiert noch nichts" {/xtypo_sticky} 

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