Experten-Vortrag im Drostenhof erschließt Klang und Geschichte der Schalmei

Münster-Wolbeck. Sie ruft die Sonne herbei – diese Aufgabe und Hoffnung verbanden Menschen schon zwei Jahrtausende vor dem Christentum mit der Schalmei. Eine kulturhistorische Kontinuität, die auch Gesine Bänfer beeindruckt hat. Sie erzählte am Samstagnachmittag im Rittersaal des Drostenhofes in Wort, Bild und Klang vom Doppelrohrblatt-Instrument Schalmei.
Ihre Ursprünge liegen wohl in Mesopotamien, an den Ufern von Tigris und Euphrat, wo das Schilf für die Mundstücke dieses Holz-Blasinstrumentes wuchs.

Laut und lieblich

Und dann trat die Schalmei in vielen Varianten einen Siegeszug fast um die ganze Welt an, entlang der Seiden- und der Weihrauchstraße – ein „Schalmeien-Gürtel“ ziehe sich durch die Regionen, dem Lauf der Sonne folgend, erläuterte Bänfer. Wobei die Schalmei einst eine Sache der Frauen und Symbol ihrer Macht war. Die Schalmei ist noch heute lebendig in den traditionellen Musikkulturen aus Ost und West. In der Bretagne ist sie als Bombarde in der Volksmusik bekannt, in Armenien fehlt die Zurna auf keiner Hochzeit. In Indien fand die Shenai durch Bismillah Khan ihren Einzug in die Kunstmusik. In Westeuropa entwickelte sie sich zu Oboe, Klarinette und Saxophon. Auch in der Orgel setzte sie sich fort.

Selten war in den Jahrtausenden die Schalmei allein zu hören, meist war ein Perkussions-Instrument mit im Spiel, ob Trommeln oder das Klatschen von Händen, oder ein Harmonium oder ein weiteres Doppelrohrblatt-Instrument, die Pommer. Oder die Trompete, noch ein gesellschaftlich hochrangiges Instrument. Im Europa, dort war die Schalmei dann im Mittelalter angekommen, verband sich die Trompete mit kaiserlichen Vorrechten. Die Schalmei war Instrument  bei Hofe, ihre Literatur virtuos. Bänfer und ihr Mann Ian Harrison zeigten zahlreiche vergrößerte Abbildungen von Schalmei-Spielern aus deren ganzem, weitreichenden Verbreitungsgebiet und ließen die Besucher die Schalmei auch hören, teils vom Band als ein Parforce-Ritt durch nahöstliche, etwa ägyptische Schalmeien-Gruppen zur Tanzbegleitung bis zu europäischen Varianten, teils selbst. Harrison spielte virtuos die Doppel-Aulos. 

Der Zuspruch zu dem Vortrag, eine Kooperation von Förderkreis Drostenhof, Westpreußischem Landesmuseum und des Veranstalters des Internationalen Hölzbläser-Festivals „Summerwinds“, der Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit (GWK), war sehr gut – Bänfer hatte damit gerechnet, hier nur auf einige wenige Spezialisten zu stoßen. Doch der Saal war voll, zur Freude auch von Dr. Susanne Schulte, Intendantin des „Team summerwinds“. Es kamen viele Fragen – und Antworten, den Bänfer ist wahrlich eine Kennerin der Schalmei. Was der Dudelsack damit zu tun habe? „Der Dudelsack ist eine Schalmei im Sack“.