Vortrag über mittelalterliche Städte zwischen Anmaßung und Verheißung

Datum/Zeit
Date(s) - 20.03.2023
19:30 - 21:00

Veranstaltungsort
LWL-Museum für Kunst und Kultur

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Wofür stehen Städte des Mittelalters? Welche Funktionen nahmen sie in der damaligen Lebenswelt ein? Antworten auf diese und weitere Fragen möchte der Vortrag „Nimrods Turm. Katastrophen und die zweite Natur der Stadt“ liefern. Die öffentliche Veranstaltung des Instituts für vergleichende Städtegeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster beginnt am 20. März (Montag) um 19.30 Uhr im Auditorium des LWL-Museums für Kunst und Kultur, Domplatz 10 in Münster. Referent ist Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk vom Institut für Geschichte der Technischen Universität Darmstadt. Interessierte sind willkommen, der Eintritt ist frei.

„Im Mittelpunkt meines Vortrags stehen die Städte des Mittelalters, die sich zugleich als menschliche Anmaßung und göttliche Verheißung verorten lassen“, führt der Mittelalter-Historiker aus. „Als gebaute ‚zweite Natur‘ der Menschen unterlag die Stadt auch dem Verdikt Gottes.“ Zerstörte ein Unheil wie eine Überschwemmung, ein Erdbeben oder ein Brand eine Stadt ganz oder teilweise, konnte diese Katastrophe folglich als Strafe Gottes, aber indirekt auch als Aufforderung zum besseren Bauen gedeutet werden. „Beim Wiederaufbau und generell bei der Planung und dem Bau neuer Städte wurde verstärkt auf Gefahrenvorsorge und -abwehr geachtet“, schildert Gerrit Jasper Schenk. Bereits die Bibel berichtet vom Bau einer Stadt mit einem Turm nach den Zerstörungen der Sintflut durch den Urenkel Noahs und ersten König der Menschen Nimrod.

Der Vortrag wird im Rahmen des 48. Frühjahrskolloquiums des Instituts für vergleichende Städtegeschichte veranstaltet. Unter dem Titel „Der Stoffwechsel der vormodernen Stadt“ diskutieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die bisherigen Forschungsergebnisse und Thesen zur Umweltgeschichte im urbanen Raum. Bislang wurde das Thema nur vereinzelt untersucht. „Einer der Gründe dafür ist das fehlende explizite Umweltbewusstsein der Menschen in Mittelalter und Frühneuzeit, auch wenn es durchaus Maßnahmen zum Schutz natürlicher Ressourcen oder zur Emissionsbegrenzung gab“, erklärt Prof. Dr. Carla Meyer-Schlenkrich vom Historischen Seminar der WWU, die zusammen mit Prof. Dr. Gabriel Zeilinger von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die Tagung inhaltlich vorbereitet hat.