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Etwas andere Ortsgeschichte: Wolbeck als Schwerpunkt

Wolf LammersMünster-Angelmodde. Wer hätte gedacht, dass das Amtshaus in Wolbeck, die heutige Verwaltungsstelle der Bezirksvertretung, einst in Dollar abgezahlt wurde? Dass es einem entschlossenen Amtsleiter zu verdanken ist, das es 1923 losgehen konnte mit dem Bau?

Dass man darin ein Wahrzeichen der Unabhängigkeit gegenüber der Stadt Münster sah?

Diese Begebenheiten machten aus Wolf Lammers Vortrag im Gallitzin-Haus am Mittwochabend in Angelmodde einen Anlass zu viel Lachen.
Titel der Veranstaltung der Heimatfreunde Angelmodde e.V. war "Eine etwas andere Ortsgeschichte". Vieles davon spielte sich allerdings in Wolbeck ab, dem Sitz des selbständigen Amts Wolbeck.

Aus Albersloh und Rinkerode betrieben einige Ende der 20er Jahre den Verkauf des Amtsgebäudes. Das Amtsgebäude sollte in Albersloh beheimatet sein. Sogar eine Abstimmung gab es, die ganz knapp zugunsten Alberslohs ausfiel. Dann erinnerte der Regierungspräsident daran, dass eine solche Entscheidung Sache des Oberpräsidenten der Provinz Westfalen war. Über das Scheitern dieser Attacke auf den Amts-Standort Wolbeck wurde im übervollen Raum wiederum herzlich gelacht.

  Lammers erinnerte auch daran, dass das Amt zuvor in der alten Schule am Kirchplatz und dann im Drostenhof untergebracht war, bis der Graf die Räume beanspruchte. Den schönen Sandstein stiftete ein Steinbruch aus Ibbenbüren. Amtsmann Böckers leistete bei der Finanzierung, mitten in der galoppierenden Inflation, "Herausragendes", so Lammers. Die Architekten waren Rüschenschmidt und Schröder. Das Amtsgebäude, so hieß es damals, sei ein Wahrzeichen, das den großzügigen Eingemeindungs-Plänen der Stadt Münster trotzte. Sieben schöne Kachelöfen hatte dieses Wahrzeichen.
Schwer hatte es der Amtsleiter mit der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten. Manche Wolbecker betrieben seine Ablösung durch den Ortsgruppenleiter der NSDAP, Franz Graf von Merveldt. Der war auch Ehrenbürgermeister. Das setzte dem Amtsleiter so zu, dass er die Segel streichen wollte. "Eine ersprießliche Arbeit im Wigbold" sei "nicht mehr möglich". Oben entschied man anders; Breuker blieb bis in die 40er Jahre Amtsmann von Wolbeck. 1944 ging er krank in den Ruhestand, so Lammers.
Kurios die Begebenheiten aus dem Tagebuch des Dorfpolizisten Böbel, der eher klein aber westfälischer Box-Meister im Mittelgewicht war. Der hatte viel zu tun mit Lehrlingen, freihändig Radfahrenden und mit betrunkenen Wolbecker Autofahrern, auch mit Verstößen gegen die Preisordnung bei manchem Wolbecker Kaufmann oder mit Bauer Haves' fehlender Baugenehmigung. Er musste im Auftrag der NSDAP in der heiligen Messe in St. Nikolaus zuhören, wenn ein Hirtenbrief verlesen wurde; durchsuchte das Haus des Juden Heilbronn nach Radio-Apparaten. Und schließlich weist die Aufgabe, die Verdunkelung zu kontrollieren, auf das Näherrücken des Bombenkrieges hin.

Ein Schwerenöter der faulen und üblen Sorte – kein Wolbecker – schaffte es in den Nachkriegswirren bis in das Amt des Amtsleiters; bis ihm Polizisten auf die Schliche kamen und die Briten ihn entließen – das war die Josefs-Legende. Aber die Briten konnten sich auch auf andere verlassen, so auf den Beigeordneten und Gartenmeister Bernhard Runtenberg.
Der Vortrag basierte auf langen Recherchen auch in Archiven und einem inzwischen umfangreichen Manuskript. Das umfasst auch den "Freiwilligen Arbeitsdienst", der 1932 bis 1933 in der alten Molkerei in Wolbeck existierte.

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