Esprit zeitloser Satire von Wilhelm Busch versprüht

Zuletzt aktualisiert 5. November 2020 (zuerst 29. April 2010).

Münster-Hiltrup. Man kann ihn lesen und vorlesen, diesen Wilhelm Busch, genialer Vorläufer von Satire und „Comedy“. Und auch spielen – wenn man den sieben mal sieben Gesichtsausdrücke, Situationen darstellen kann.

Den Esprit zeitloser Satire versprüht

Das tat Bernd Surholt, Theatermacher und Schauspieler, am Mittwochabend, dem 28.4.2010, in Hiltrup mit einem Ausschnitt aus Buschs Programm, das weniger bekannt ist als die Moritat von „Max und Moritz“, aber um so gehaltvoller, bissiger, streckenweise unbequem und dabei komisch. „Helene in Szene“ nennt Surholt das Programm – die „fromme Helene“ als Namensgeberin. Für die Kulturbühne Hiltrup begrüßte Mariele Landsmann die etwas 60 Gäste im Festsaal des Herz-Jesu-Krankenhauses.

Sprachkünstlerisches Werk Buschs in Hiltrup wiedergegeben

Nicht wie geplant in der Cafeteria, da wäre es zu unruhig gewesen für die sprachkünstlerischen Werke, die ungeteilte Aufmerksamkeit erfordern. So zog man kurzerhand um, die Schwestern machten es möglich, und die Geschichten mit ihren gesellschaftskritischen Spitzen nahmen ihren Lauf.

Vom Heiligen Antonius bis Balduin Bählamm

Der Heilige Antonius machte den Anfang. Bissig nimmt Busch hier das Schwelgen der Mönche mit ihren Wein-Tönnchen aufs Korn, die Versuchung weiblicher Reize, manche Bigotterie. Vetter Franz gibt er und Bischof Rusticus, Onkel und alte Tanten, Kinder und Ziegen: Das verlangt vom Ein-Mann-Ensemble mit nur einem Stuhl als Requisite eine extreme Präsenz und Wandelfähigkeit, in Mimik und Gestik, obendrein geschickte Nutzung des Raums – und eine vielseitige, flinke, klare Stimme. Surholt spielt’s als sei es leicht. „Die Lippe sprüht, das Auge leuchtet“, um aus der Tragikomödie vom verhinderten Dichter Balduin Bählamm zu zitieren. Surholt sprüht.

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So hob der Theatermann eine Busch’sche Dichter-Wahrheit für anderthalb Stunden auf: „Die Freude flieht auf allen Wegen, der Ärger kommt uns gern entgegen.“ Das Publikum nahm sein Spiel begeistert auf, ein Triumph für Busch und seinen Schauspieler Surholt zugleich.

Wilhelm Busch vor Priestern inszeniert

Es war nicht der erste Auftritt des in Münster aufgewachsenen Hannoveraners in Münster. Auch im Priesterseminar am Domplatz hat er schon gespielt, vor 170 Priestern. Die hätten auch gelacht – aber an ganz anderen Stellen. Surholt spielt das Programm des zeitlosen Busch seit fünf Jahren.

Nachtrag 2020: Einen Vortrag über und mit weniger bekannten Werkes Wilhelm Buschs hielt Wilfried Hassel in Angelmodde.