Erstes Vorlese-Seminar in St. Clemens bringt viele Aktionsideen hervor

Münster-Hiltrup. Beim vierten Mal war der Text wieder ganz anders: Jeder Vorleser ist ein anderer Mensch, greift etwas vom Vorgänger auf und verwandelt den Text. Das war eines der Aha-Erlebnisse beim Vorlese-Seminar im Pfarrheim von St. Clemens. Ein Weiteres: Hör-Bücher sind kein wirklicher Ersatz für den Vorleser, den man sieht.

Die meisten der 24 Teilnehmer dieses ersten Vorlese-Seminars in Hiltrup kamen aus Hiltrup, aber auch Gievenbeck oder Wolbeck waren am Freitag und Samstag vertreten. Während das Alterspektrum der Erwachsenen breit gestreut war, nahmen nur zwei Männer teil. Die beiden Leiter des Seminars sind Profis: Gerda Hegel als Deutschlehrerin und Günter Rohkämper-Hegel als langjähriger Ausbilder für Sprechen und Gesprächsführung. Für das Bistum Münster brachte er Studierenden der Theologie das Vortragen bei und unterrichtet auch Sprecher-Profis beim Rundfunk.
Alle zeigten sich lebendig und sehr engagiert, sagte Magdalene Faber, Leiterin der KÖB St. Clemens. Mut bekommen und sich trauen war eines der Ziele des neunstündigen Seminars. Zu den vielen Tipps, für die Rohkämper-Hegel ein Merkblatt vorbereitet hatte, gehört auch die die gründliche Vorbereitung. Wenngleich Rohkämper-Hegel  auch dem Spontanen Vorzüge abgewinnen konnte. Man müsse sich vom Buch lösen, das Sprechen dem Sprechen im Alltag annähern.
Zum Abschluss wollten die Teilnehmer planen, was sie mit den erworbenen Fähigkeiten anfangen und wie sie sie regelmäßig pflegen: Gemeinsam macht Lesen mehr Spaß. An Kranke, Kinder und Alte ist gedacht, auch an Lesezirkel im Café oder in der Buchhandlung, so Margret Enting. Der Bedarf an Vorlesern ist groß, als Stoff nicht nur Literatur gefragt. So gibt es eine Realschullehrerin, die seit längerem für Menschen im Altersheim aus der Tageszeitung vorliest – nachdem sie die Texte von Fremdwörtern befreit hat.
Gerda Hegel und Günter Rohkämper-Hegel wären bereit, auch in Wolbeck ein Einstiegs-Seminar anzubieten. Aber noch muss erst einmal ein Termin für die Interessenten gefunden werden, die auf der Warteliste Platz nehmen mussten. „Die Nachfrage hat uns überrollt“, sagte Faber. Und schon gibt es auch Kinder, die Interesse äußern.