Drostenhof meets Mozart: Rosenau-Trio zelebriert Wunderkind und Kindskopf im Drostenhof

Münster-Wolbeck. Mozart sei der erste „Superstar“ überhaupt gewesen, meinte Dr. Lothar Hyss, Direktor des Westpreußischen Landesmuseums. „Mit sechs war er Kult.“ Das Rosenau-Trio aus Baden-Baden präsentierte am Samstagnachmittag im Wolbecker Drostenhof keine der modernen Verarbeitungen à la „Falco meets Mozart“.

Mozarts Werk, die Anekdoten, die Themen seiner Briefe erwiesen sich in der klassisch gehaltenen „musikalisch-literarischen Hörfolge“ als quicklebendig. Das Trio warf in ihr Licht auf die „kurze, begnadete Reise“ des Genies auf Erden, der „als Mann ein Kind geblieben“ war.
Das Leben dieses „Kindskopfs“, seine Briefe und die Beobachtungen anderer wie Leonard Bernstein, Grillparzer und Hermann Hesse vorzutragen, verlangten dem Sprecher, Martin Winkler, viel ab. Da gibt es verzückte Liebesbekenntnisse mit Sprachspielen, der Vater berichtet vom Ringen Wolfgangs und seiner Schwester Nannerl mit dem Tode, des gefeierten Genies Nachdenken über den Endzweck des Lebens nach dem Tod der geliebten Mutter – alles setzte der gelernte Schauspieler Winkler ergreifend in Szene. Ob Kaiserin Maria Theresia den kleinen Wolfgang küsst, der erzbischöfliche Kämmer ihn per Fußtritt zum Freiberufler macht oder er einfach, ja ärmlich begraben wird. Da versenkt sich jemand in die Gedanken des Autors, das lässt jede Silbe spüren.
Was wäre Mozart ohne Papageno oder die Champagner-Arie? Hier glänzte ein Neuling im Rittersaal des Drostenhofes. Bariton Joachim Herrmann trat zum ersten Mal in Wolbeck auf. Kraftvoll, treffsicher und flink singt er, und mit hervorragendem Sinn für passende Gestik und Mimik. Der 42-Jährige arbeitete zunächst im Hotelfach, schloss 1998 sein Gesangsstudium in Karlsruhe ab und singt seitdem freiberuflich in Opern und Operetten, Oratorien und Konzerten. Das Rosenau-Trio begleitet er schon seit dem Sommer 1999 bei manchen seiner Auftritte, die auch schon einmal in die Karibik führen. Sein Atem reicht auch für größere Räume als den Rittersaal, doch Herrmann schätzt wie die anderen des Trios die gute Akustik und den direkten Kontakt mit dem Publikum. Das Trio erntete im ausverkauften Burgmannshof reichlichen Applaus.
Mit „Mozarts Reise nach Prag“ kehrt das Trio zum Jahresende in den Drostenhof zurück.

Zum ersten Mal präsentierte sich der souveräne Bariton Joachim Herrmann im Drostenhof. An seiner Seite die Pianistin Helga Becker und der Sprecher, Martin Winkler. Foto: -agh-