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Direktversicherungsgeschädigte: Info-Veranstaltung in Münster stark besucht

Münster-Hiltrup. Wohl über 130 Betroffene nahmen teil an der Infoveranstaltung des Vereins „Direktversicherungsgeschädigte“ in der Stadthalle Hiltrup. Thema: „Das Verlustgeschäft unseres Lebens“, so ein Plakat.

1700 Mitglieder habe der 2015 gegründete Verein, die Tendenz sei „stark steigend“. Er vereint heutige oder früher in der gesetzlichen Krankenkasse Versicherte, die eine Direktversicherung mit Gehaltsumwandlung über den Arbeitgeber abgeschlossen haben (die WN berichteten). Über sechs Millionen solcher Verträge gebe es, vor Jahrzehnten erschienen sie attraktiv. Eine Gesetzesänderung verschlechterte 2004 die Bedingungen. Das sei klammheimlich geschehen, so die DVG-Sprecher auf der Bühne, Bernd Krüger, Gerhard Kieseheuer, Wolfgang Diembeck und Erwin Tischler, dazu Jost Gerbing als Moderator: So hätten Betroffene auch nicht reagieren können. Das Erwachen komme, mit der Auszahlung – dann kommt unerwartet die Forderung der Krankenkasse ins Spiel. „Wir Betroffenen zahlen auch noch den Arbeitgeber-Beitrag.“ Zwei Fälle zeigt Tischler in Zahlen: Eine Steuerfachangestellte kam sogar ins Minus, ein Außendienstler erzielte eine minimale Rendite. Informiere die DVG Politiker darüber, seien sie entrüstet.

Erst 40 Prozent der Betroffenen seien von der Doppelverbeitragung belastet, jedes Jahr kämen 250.000 hinzu. Längst ist der Verein in der Politik bekannt, mischt in Wahlkämpfen auf Landes- und Bundesebene mit, war im April 2018 gefragt als Sachverständiger in einer Anhörung des Bundestags, schreibt Abgeordneten. Viel Arbeit verursacht er bei Krankenkassen und Gerichten, denn er hilft bei Widersprüchen und Klagen. „Das halten die irgendwann nicht mehr durch“, so der Ingenieur Wolfgang Utta zu den WN.

Stark seien noch die Kräfte in der Politik, die das Thema gern „totschweigen“ möchten: Mehrfach allerdings sei ein Antrag der Partie „Die Linke“ von der Tagesordnung des Ausschusses abgesetzt worden. Lange hätten sich auch Gewerkschaften bedeckt gehalten, das ändere sich. Es rumore auch in der Versicherungswirtschaft. Die Nachfrage nach Direktversicherungen leide. Viele Politiker setzten sich für eine Lösung ein. Münsters CDU-MdB Benning wird positiv erwähnt, etliche CDU-MdB wollten das Thema wohl nicht der Opposition überlassen. Der SPD-MdB Achim Post habe das Thema auf die Tagesordnung des SPD-Bundesvorstands zu bringen versprochen, erzählt Krüger: „Das hat er auch gemacht“. Am Ziel sei man noch nicht. Nur gemeinsam und durch Dialog auf Augenhöhe und mit Beharrlichkeit komme man voran, so das Podium.

Die DVG will eine große Lösung, mit Entschädigung. Viele andere Vorschläge sehen etwa vor, die Beiträge zur Krankenkasse zu reduzieren. Minister Jens Spahn operiere bei Schätzungen zu Folgekosten mit falschen Zahlen, so die DVG.

Dann können die Gäste fragen, rege machen sie davon Gebrauch. Das Podium korrigiert Irrtümer, die falsche Hoffnung wecken. Rechtliche Schritte solle man besser dem Anwalt überlassen, der mit dem DVG zusammenarbeitet. Pauschale Formular könne es nicht geben, zu unterschiedlich seien Verträge und Situationen. Sowas solle man „Profis“ überlassen, plädiert einer aus dem Publikum, der eigens aus Düsseldorf angereist ist.

In Münster könnte bald ein „Stammtisch“ entstehen. Über 20 gibt es schon von ihnen; es sind Treffen zu Austausch und Information, wie sie auch Achim Post besucht hat.

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