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‚Die Möwe‘ von Tschechow am TPZ Münster

'Die Möwe' von Tschechow am TPZ Münster

Nina (Judith Löbbert) schwelgt in schönen Jugenderinnerungen, der Belletrist (Christian Haps) findet in ihr, was er braucht. Foto: Andreas Hasenkamp, fotograf-muensterland.de.

Münster. Reich an komplexen Dialogen ist Tschechows „Die Möwe“, ein Drama voll von Unzufriedenheiten – die Laien-Darsteller am TPZ Münster, dem Theaterpädagogischen Zentrum, hatten sich einen schweren Stoff ausgesucht. [ Fotos der Vorstellung „Die Möwe“ von Tschechow im TPZ-Münster ]

Laien-Schauspieler meistern Tschechow „Die Möwe“

Und den meistern sie mit kleinen Abstrichen gut, schenken dem Publikum durchgehend Spannung. Für die sieben Laien-Darsteller hat Anna Zuther, Regisseurin am TPZ, das Stück gestutzt, um einige Rollen und viel Text auf knapp zwei Stunden. Teils leidet die Erkennbarkeit der Figuren. Die Pause entfiel auf Wunsch der Darsteller – zu Recht hofften sie auf den besseren Erhalt der Spannung.

Es spielten Christian Haps (als Belletrist Trigorin), Maria Horozoglou (Schauspielerin), Jana Johe (TBC-Kranke Ssorina), Bernd Lagemann (Arzt und Lehrer), Judith Löbbert (Nina), David Schmitz-Hübsch (Schriftsteller Konstantin) und Caroline Hartmann (überzeugend als Mascha). Die größte der respektablen schauspielerischen Leistungen erbringt Judith Löbbert als Nina – ihre Rolle sprüht ihr aus den Augen, der Körper geht mit. Der tiefsinnig meist in sein Manuskript versunkene Belletrist erblickt in ihr das, „was ich brauche“, hintergeht seine Freundin, arrangiert Ninas Weg in Stadt, Theater und Elend. Auch diese Rolle ist gut gespielt, nur bei weitem zu leise. Eine Übersehene und lethargisch dem Trunk Verfallene ist Mascha, ebenso randständig die kränkliche Ssorina, die trotz Krankheit Anteil nimmt am Leiden anderer. Ganz glaubhaft erscheint sie trotz guten Spiels nicht, dem jungen Gesicht fehlt die Theatermaske. Selbstzweifel zerfressen Konstantin (auch er überzeugend gespielt), geschlagen mit einer egozentrischen Schauspielerinnen-Mutter (Maria Horozoglou). Sehr gelungen ist ihr lautstarker Mutter-Sohn-Streit. Sie habe von ihm noch nichts gelesen, sagt sie, kurz bevor er zum letzten Mal auf sich schießt.

Respektable Leistung bei ‚Die Möwe‘ von Tschechow am TPZ Münster

Noch respektabler erscheint die Leistung, haben sie doch Menschen aus dem einjährigen Bühnenproduktionskurs erbracht, die sich vorher nicht kannten. Die wenigsten hatten Bühnenerfahrung, so Zuther.

Bühnenproduktionskurse am TPZ

Die nächsten Bühnenproduktionskurse am TPZ starten im September. Die Möwen-Darsteller wollen weitermachen, sagt Zuther.

[ Fotos der Vorstellung „Die Möwe“ von Tschechow im TPZ-Münster ]

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